JIM-Studie 2022: Mediennutzung von Jugendlichen nach Corona

Die Medienzeiten von Jugendlichen sind 2022 im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, der Kontakt mit Fake News stieg jedoch an. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Erkenntnisse der JIM-Studie 2022 für Eltern zusammen.

Der Alltag von Jugendlichen ist seit Anfang 2020 stark durch Krisenerfahrungen beeinflusst, die Corona-Pandemie hat Freizeit- und Medienaktivitäten verändert. 2022 nähern sich die Umstände wieder denen vor Pandemiebeginn an – das sind die Ergebnisse der JIM-Studie 2022 des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest von Ende November 2022. Für die Studie wurden Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren zu ihrer Mediennutzung befragt. Außerdem beschäftigt sich die JIM-Studie 2022 unter anderem mit den Fragen, wie Heranwachsende sich über das aktuelle Tagesgeschehen informieren und mit welchen problematischen Inhalten sie im Netz in Kontakt kommen.

Suche nach Informationen

Über Soziale Netzwerke, Messenger, Suchmaschinen oder Nachrichtenwebsites steht online eine Fülle an Informationsangeboten zur Verfügung, über die junge Menschen aktuelle Nachrichten verfolgen. Unter Jugendlichen stehen dabei Suchmaschinen wie Google an erster Stelle. 39 Prozent nutzen diese hierfür mindestens mehrmals pro Woche. Instagram liegt mit 30 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von TikTok, das von einem Viertel regelmäßig hierfür genutzt wird. Hinsichtlich der vier abgefragten Themen sind vor allem der Krieg in der Ukraine sowie der Klimawandel für Jugendliche von hohem Interesse (78 %). Jeweils knapp die Hälfte interessieren sich für die Corona-Situation und das Thema Diversity/Vielfalt.

Fake News sind Teil des digitalen Alltags

Die Bewertung und Einordnung von Informationen ist im Netz nicht immer ganz einfach, bedarf oft auch ein gewisses Maß an Medienkompetenz und ist die Grundlage für die eigene Meinungsbildung und somit auch für eine funktionierende Demokratie. Die Studie zeigt, dass Desinformation für viele Jugendliche ihrer Wahrnehmung nach in ihrem Medienalltag sehr präsent ist: Demnach geben 56 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen an, im letzten Monat im Netz Fake News begegnet zu sein – im Vergleich zum Vorjahr ist die dieser Wert angestiegen (+14 Prozentpunkte). Extreme politische Ansichten und Verschwörungserzählungen liegen bei jeweils 43 Prozent, gut ein Drittel der Befragten wurde mit Hassbotschaften konfrontiert und 16 Prozent waren persönlichen Beleidigungen ausgesetzt. Im Gegensatz zu Falschnachrichten ist die Konfrontation mit extremen politischen Ansichten (-13 PP), Verschwörungserzählungen (-8 PP) und Hate Speech (-23 PP) im Netz im Jahr 2022 zurückgegangen.

Werbebotschaften auf Social Media

Wenn es um kürzere Videos und Clips geht, ist insbesondere YouTube unter Jugendlichen sehr beliebt: 76 Prozent nutzen die Plattform regelmäßig. Im Zusammenhang mit YouTuberInnen wird oft das Thema Werbung diskutiert. 72 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn YouTube-Stars oder InfluencerInnen Geld mit ihren Beiträgen verdienen. 40 Prozent haben schon mal etwas gekauft, weil es in einem solchen Beitrag empfohlen wurde. Viele der Befragten scheinen YouTuberInnen überwiegend zu vertrauen: Für knapp die Hälfte fühlt sich diese Art von Werbung ehrlicher an als Fernsehwerbung und 78 Prozent glauben, dass sie gut unterscheiden können, ob ihnen jemand nur etwas verkaufen will oder etwas ernsthaft empfiehlt. Zwei Drittel der Jugendlichen gehen davon aus, dass Werbung bei ihren Netz-Idolen immer als solche gekennzeichnet ist – was allerdings nicht immer der Fall ist.

Rückkehr zur Lage vor Pandemiebeginn

Im Jahr 2022 treffen sich Jugendliche wieder mehr mit FreundInnen und besuchen Sportveranstaltungen. Auch die tägliche Internetnutzung in der Freizeit liegt 2022 mit durchschnittlich 204 Minuten wieder auf dem Niveau vor Pandemiebeginn (2021: 241 Min., 2020: 258 Min., 2019: 205 Min.). In manchen Bereichen ist allerdings auch eine Verstetigung der erhöhten Mediennutzung zu sehen. So liegt die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche täglich digital spielen, mit 109 Minuten weiterhin auf Vorjahresniveau (2021: 110 Minuten) und deutlich über dem Wert von 2019 (81 Minuten). Insgesamt zeigt die JIM-Studie 2022 allerdings, dass sich der Medienalltag von Heranwachsenden wieder etwas normalisiert hat.

Quelle:

SCHAU HIN!

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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