Körperkult in Sozialen Netzwerken – Tipps für Eltern

Der überhöhte Körperkult, vor allem in Sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok oder YouTube kann Jugendliche verunsichern und Komplexe verstärken.

Stereotype Beispiele in Sozialen Medien dienen vielen Heranwachsenden als Kompass für ihr Körperbild: Die wahgenommenen Ideale, sich möglichst schlank oder muskulös zu zeigen, können schnell zu eigener Unsicherheit führen. Medienbilder von Stars und AltersgenossInnen wirken für Kinder und Jugendliche als Norm dessen, was sozial akzeptiert und nachahmenswert erscheint. Die ständige Anwesenheit scheinbar perfekter Vorbilder führt zu sozialem Druck und einer nicht immer gesunden Überidentifikation. Der stark persönliche Charakter von neuen Medien unterstützt das Abgleichen von Selbst- und Fremdbild noch stärker als sonst und vermittelt, dass jede und jeder Einzelne diesen Vorstellungen durch ausreichend Eigeninitiative entsprechen kann. Dass diese Ideale inszeniert sind und keinen „Normalfall“ darstellen, lässt sich für viele Heranwachsende nur schwer durchschauen. Eltern sollten solche Schönheits- und Körperideale sowie die Inszenierung in Sozialen Netzwerken gemeinsam mit dem Kind kritisch hinterfragen.

InfluencerInnen – Idole aus dem Internet: Das verbirgt sich dahinter

Orientieren sich Jugendliche an besonders attraktiven und stereotypen Personen, die sich auffällig inszenieren, kann sie das unter Druck setzen. Wichtig ist daher, solche Stereotype zu thematisieren und Kinder und Jugendliche darin zu bestärken sich kritisch mit Körperkult und medialem Schönheitswahn auseinander zu setzen. Wichtig ist, dass Eltern das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen stärken und ihre Fähigkeiten und Neigungen anerkennen. Dadurch fühlen sich die Kinder ernstgenommen, wertgeschätzt und sind besser geschützt davor, Unsicherheiten zu kompensieren, indem sie manchmal fragwürdige Idole nachahmen.

Tipps für AlltagsheldInnen

Interesse zeigen und im Gespräch bleiben 
Ungeachtet des Alters ist es wichtig, dass Eltern sich für die aktuellen Vorbilder aus der Medienwelt interessieren und Kinder nach ihren Beweggründen für ihre Begeisterung fragen. Eltern können Kindern helfen, zwischen fremder Marke und eigener Meinung, zwischen Autorität der „BeeinflusserInnen“ und Entscheidungen, die man selbst trifft, zu unterscheiden.

Kind mit Schwärmereien respektieren
Auch wenn man die sehr inszenierte Welt der Sozialen Netzwerke insgeheim für Quatsch hält, sollte man den Zugang zu seinen Kindern erhalten.

Auf altersgerechte MedienheldInnen achten
Empfehlenswert sind MedienheldInnen, die zum Alter, den Vorlieben und den gerade aktuellen Themen der Kinder passen. Alternative Rollenbilder helfen zu verstehen, wie einseitig Attribute von Geschlecht, Ethnizität etc. transportiert werden. Eltern können nach Gegengewichten zu den gängigen Stereotypen der Sozialen Medien suchen. Immer mehr Internet-Persönlichkeiten nutzen ihre Reichweite, um über Vielfalt aufzuklären und sich für „Body Positivity“ einzusetzen. 

Über Hintergründe aufklären
Sowie ältere Kinder und Jugendliche über Marketing und Inszenierungen informieren und ihnen vermitteln, dass diese auch kritisch zu reflektieren sind. Kinder haben feine Antennen und wenden sich ab, wenn sie manipuliert werden – oder jemand den Bogen in Sachen Kommerzialisierung überspannt. Jungen MediennutzerInnen kann auch das Wissen über Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung und Filter helfen, den Perfektionsdruck nicht überhand nehmen zu lassen. 

Mit technischen Maßnahmen schützen
Einige Soziale Netzwerke bieten Möglichkeiten an, um den Risiken des Körperkults entgegenzuwirken. Auf Instagram lassen sich Einstellungen aktivieren, die die Sichtbarkeit von Beiträgen einschränken, die möglicherweise verstörend für junge NutzerInnen wirken können. Das beinhaltet Bilder von extremen Körperidealen. Ebenso können auf TikTok zum Bieispiel bestimmte Schlagworte in Kommentarspalten ausgeblendet werden, um mögliche Trigger gering zu halten. 

Risiken besprechen
Eltern können mit ihren Kindern über die Gefahr reden, dass sie in Sozialen Medien auf ungesunde Communitys stoßen könnten. Dazu gehören NutzerInnen, die sich gegenseitig beim Hungern bestärken und problematisches Essverhalten oder Körperbilder verherrlichen. So kann verhindert werden, dass sich solche Dynamiken in der Online-Welt der Heranwachsenden überhaupt erst etablieren. Auch körperbezogene Challenges wirken auf den ersten Blick harmlos, doch können für manche NutzerInnen den Zugang zu ungesunden Netzgemeinschaften befeuern. 

Negative Bemerkungen vermeiden
Beim Übergang in die Pubertät, doch auch bereits im Kindesalter, können Kinder Anmerkungen zu ihrer körperlichen Erscheinung schwerer wegstecken als Erwachsene. Eltern sollten darauf achten, wie sie mit ihrem Kind über Äußerlichkeiten reden: Zu viele negative Bemerkungen sind unangebracht und eine Gefahr für ein gesundes Selbstbild.

Selbstbewusstsein stärken
Das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen durch Anerkennungen ihrer Fähigkeiten und Neigungen stärken. So sind sie gegen Verunsicherung durch realitätsferne Körperideale in Sozialen Netzwerken gefestigt. 

Auf Anzeichen achten
Haben Eltern das Gefühl, dass Körpertrends im Leben ihres Kindes eine immer größere, ungesunde Rolle spielen oder sich die eigene Körperunzufriedenheit immer mehr steigert, sollten sie das Gespräch mit dem Kind suchen und eventuell eine Beratungsstelle aufsuchen. 

Rat suchen bei Essstörungen

Bei Anzeichen für eine Esstörung bieten seriöse Portale wie www.essstoerungen-onlineberatung.de oder www.anad.de Beratung und Aufklärung. Hier können sich Betroffene und Angehörige anonym über Essstörungen austauschen und nach Hilfe suchen; etwa in einem Chat und einem Diskussionsforum. Weitere Angebote www.magersucht.de, www.essstoerungen-frankfurt.de oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.bzga-essstoerungen.de.

Quelle

SCHAU HIN

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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