Mobilfunkstrahlung – Risiken für Kinder gering halten

Ob in der Hosen- oder in der Jackentasche – das Smartphone wird häufig griffbereit am Körper getragen. Durch die geringe Entfernung nimmt er Strahlungen auf, mittels derer das mobile Gerät Daten sendet und empfängt. Die Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung auf den menschlichen Körper sind noch nicht vollständig erforscht. Worauf Eltern und Kinder beim Kauf und der Nutzung eines Smartphones achten können, hat SCHAU HIN! zusammengefasst.

Auf dem Nachttisch nach dem Smartphone tasten – Wecker ausstellen. Durch die Feeds der sozialen Medien scrollen. Auf dem Weg zur Schule schon mit der/dem besten FreundIn telefonieren und im Unterricht, das Smartphone in der Hosentasche, auf die nächste Pause warten – WhatsApp-Nachrichten checken.

Das Smartphone ist zum alltäglichen Begleiter geworden, der Körper ist immerzu seiner Mobilfunkstrahlung ausgesetzt. Für Eltern stellt sich beim Kauf des ersten Smartphones für ihr Kind mitunter die Frage, ob diese Strahlung für Kinder gefährlich ist und welche Maßnahmen sie vor der potenziell riskanten Strahlung schützen.

Die Forschungslage zur Mobilfunkstrahlung

Das Smartphone überträgt Daten mittels hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung. Diese ist umstritten, denn sie trifft nicht nur die Geräte, sondern wird auch vom menschlichen Körper aufgenommen. 2011 veröffentlichte die internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO, die IARC, eine Pressemitteilung, in der es hieß, die Mobilfunkstrahlung wäre „möglicherweise krebserregend“ – Gerätehersteller protestierten.

Schon seit den 1990er Jahren beschäftigt die Frage, ob Mobilfunkstrahlung das Krebsrisiko erhöht oder harmlos ist, viele ExpertInnen – vollständig geklärt ist sie jedoch noch nicht. Einige Studien, wie die Mobilfunkstudie in Naila oder die Mobilfunkstudie in Iserlohn-Hennen wollen nachgewiesen haben, dass zwischen der elektromagnetischen Strahlung von Mobilfunksendemasten und den Krebserkrankungen der anwohnenden Bevölkerung Zusammenhänge bestehen. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) seien diese jedoch nicht aussagekräftig genug, da sie wichtige Parameter, wie Geschlecht, Alter und sonstige Risikofaktoren, wie Rauchen oder Alkoholkonsum, unberücksichtigt lassen würden.

Die durch die unzureichende Studienlage entstandene Unsicherheit sollte durch das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) ausgeräumt werden. Von der Bundesregierung initiiert wurde es 2002 bis 2008 durch das BfS durchgeführt. Die ForscherInnen kamen zu dem Schluss, dass unterhalb der geltenden Grenzwerte keine Gesundheitsbeschwerden nachweisbar seien. Die INTERPHONE-Studie, die zwischen 2010 und 2011 durchgeführt wurde, bestätigte diese Erkenntnisse auch hinsichtlich des Krebsrisikos. Dennoch empfiehlt auch das BfS, sich vor einer zu hohen Strahlenbelastung durch Mobilfunk zu schützen.

Kinder bleiben in Studien weitgehend unberücksichtigt

Auffallend ist, dass bisher bei keiner Studie die Wirkung des Mobilfunks auf Kinder erforscht wurde. Im DMF wurde dies damit begründet, dass eine Untersuchung der Fragestellung „methodischen Einschränkungen“ unterläge. „Können z. B. mit erwachsenen oder älteren jugendlichen Probanden noch systematische Schlaf- und Kognitionsstudien durchgeführt werden, ist dies vor allem bei jüngeren Kindern weder praktikabel noch ethisch vertretbar“, so heißt es im Ergebnisbericht.

Die internationale Mobi-Kids-Studie, welche ProbandInnen im Alter von zehn bis 24 Jahren betrachtet, sollte dennoch Aufschluss darüber geben, ob Mobilfunkstrahlung bei Kindern zu einem erhöhten Risiko führt, Gehirntumore zu bekommen. Im Rahmen eines Vorhabens des Umweltforschungsplans beteiligen sich das Bundesumweltministerium und das BfS an der Studie, die bereits seit 2009 läuft. Im Februar 2016 sollte sie abgeschlossen sein – bislang aber wurden keine Ergebnisse veröffentlicht.

SAR-Wert

Der SAR-Wert, die Spezifische Absorbationsrate, gibt an, wie viel elektromagnetische Strahlung von biologischem Gewebe absorbiert wird und gibt die Temperaturerhöhung dessen an. Die Einheit wird in Watt pro Kilogramm (W/kg) gemessen.

Aufgrund dessen, dass die Studien bislang einige Fragen offenlassen, ist es laut dem BfS ratsam, auf den SAR-Wert beim Handykauf zu achten. Dieser beschreibt wie viel Wärmeenergie biologisches Gewebe, wie unser Körper, durch elektromagnetische Strahlung aufnimmt. In Deutschland ist er auf zwei Watt pro Kilogramm beschränkt, um einen kritischen Temperaturanstieg im Körper zu verhindern.

Eltern müssen bedenken, dass dieser Grenzwert lediglich für erwachsene Personen gilt. Kleinkinder hingegen befinden sich noch im Wachstum. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) seien ihre Köpfe kleiner, die Schädelknochen dünner und ihr Gehirn noch in der Entwicklung. All das mache sie gegenüber Umwelteinflüssen wesentlich empfindlicher und demnach schutzbedürftiger.

Strahlenschutz für Eltern und Kinder

  • Beim Kauf des ersten Smartphones können Eltern auf den SAR-Wert achten – Smartphone-Anbieter müssen den Wert angeben. Dieser sollte möglichst gering sein.
  • Abstand zum Kopf halten – hilfreich kann es dazu sein, ein Headset zu nutzen. Eltern können dabei auf gute Kopfhörer für ihre Kinder setzen, die das Gehör schützen.
  • Beim Verbindungsaufbau ist die Strahlung am höchsten. Das Smartphone sollte erst dann ans Ohr gehalten werden, wenn die Verbindung hergestellt ist.
  • Guter Empfang verlangt weniger Sende-Leistung vom Handy. Deshalb ist es ratsam, auf gutes Netz beim Telefonieren zu achten sowie darauf, die Antenne des Geräts nicht versehentlich mit dem Finger abzudecken. Wo diese ist, können Eltern gemeinsam mit dem Kind in der Bedienungsanleitung des Geräts nachschlagen.
  • Weg vom Körper – rein in den Rucksack. Besser ist es, das Handy in einer separaten Tasche, anstatt der Hosen- oder der Jackentasche, zu tragen. Das schafft Abstand.
  • Beim Schlafen sollte das Handy möglichst nicht neben dem Kopf liegen. Am besten ist es, es im Flugmodus an eine andere Stelle oder gleich aus dem Raum zu legen.
  • WLAN statt Mobilfunk nutzen – gerade bei Messengern wie WhatsApp ist es möglich, über das WLAN zu telefonieren. Diese Funktion können Eltern und Kinder nutzen, denn die Strahlung ist weniger intensiv.
  • Einen analogen Wecker nutzen – das macht wach und spart den ersten Blick am Morgen auf das Smartphone.
  • Auch mal abschalten – Eltern können mit ihren Kindern zusammen medienfreie Zeiten vereinbaren.

Quelle

SCHAU HIN!

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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