Was ist eine gute Schule für mein Kind?

Bertelsmann-Stiftung

Nicht erst seit PISA fällt Eltern die Entscheidung schwer, auf welche Schule ihr Kind gehen soll. Noch allzu oft sind Schulen unbekannte Größen, über deren Qualität, Innovationsfreudigkeit und Engagement ein Außenstehender kaum urteilen kann – nicht zuletzt, weil viele Schulen erst langsam damit beginnen, diese Informationen offen zu legen. Wie also können Eltern und Schüler herausfinden, ob die nächstgelegene Schule eine gute Schule ist, die ihren Anforderungen entspricht?

Die Bertelsmann Stiftung verfügt über langjährige Erfahrung mit innovativen Schulen und Schulsystemen weltweit. Auf der Grundlage dieser Erfahrung hat sie einen Fragenkatalog entwickelt, der Eltern dabei helfen soll, eine gute Schule zu identifizieren – oder auch die Schule zu hinterfragen, auf die ihre Kinder bereits gehen. Der Katalog gilt ebenso für Grundschulen wie für weiterführende Schulen, unabhängig von der Schulart. Um Antworten auf die nachfolgenden 10 Fragen zu erhalten, können Sie

  • die Informationsabende oder Schnuppertage besuchen, die mehr und mehr Schulen vor Beginn der Anmeldungszeiten veranstalten;
  • im Schulsekretariat nach Unterlagen über die Schule fragen;
  • die Homepage der Schule im Internet anschauen
  • oder einfach den Schulleiter oder auch Lehrkräfte ansprechen.

1. Was lernen die Schülerinnen und Schülern an dieser Schule?

Einer guten Schule geht es neben dem Erwerb von Fachwissen ausdrücklich auch um Persönlichkeitsentwicklung sowie um den Erwerb von Schlüsselkompetenzen wie z. B. Lesekompetenz, soziale Kompetenz, die Fähigkeit zum vernetzten Denken und die Fähigkeit zum selbstständigen Lernen. Fragen Sie z. B., welche Lernziele das pädagogische Konzept der Schule ausweist, ob es besondere Fächer an der Schule gibt und welche Angebote der Wahlpflichtbereich in Jahrgang 9 und 10 bereit hält.

2. Wie lernen die Schülerinnen und Schüler an dieser Schule?

Eine gute Schule setzt im regulären Unterricht vielfältige Lernmethoden ein, um die oben genannten Lernziele zu erreichen. Die Schüler werden systematisch zum selbstständigen Lernen angeleitet. Fragen Sie z. B., ob die Schüler mit Wochen- oder Lernplänen arbeiten, ob es Phasen “freier Arbeit” gibt, ob und inwiefern die Lehrkräfte auf den einzelnen Schüler eingehen, ob und wie neue Medien zum Einsatz kommen und ob Projekte Bestandteil des normalen schulischen Lernens sind; sie sollten nicht nur als “Highlight” am Schuljahresende stattfinden.

3. Hat die Schule ein Schulprogramm?

Eine gute Schule weiß, was sie will, und schreibt dies in einem pädagogischen Konzept auf. Dieses Konzept oder “Schulprogramm” legt die Ziele ( “Was lernen die Schüler” ) sowie die Arbeitsschwerpunkte und Umsetzungswege der Schule ( “Wie lernen die Schüler” ) dar. Auch besondere Schwerpunkte wie der schulische Ganztag, die Musikförderung oder der zweisprachige Unterricht werden hier erläutert. Lehrkräfte, Schüler und Eltern stehen gemeinsam hinter diesem Konzept. Fragen Sie nach dem Schulprogramm der Schule.

4. Arbeiten die Lehrer im Team? Tauschen sie sich regelmäßig aus?

Um das Lernen für Schülerinnen und Schüler sinnvoll zu gestalten, müssen sich die Lehrer untereinander über die Lehrplaninhalte abstimmen. Zum Beispiel kann eine Lektüre im Deutschunterricht zusammen mit dazu passenden Fachinhalten der Biologie, Geschichte und Erdkunde verknüpft werden. Fragen Sie z. B., ob es neben den Fachkonferenzen regelmäßige Teamsitzungen der Lehrer einer Klasse oder Jahrgangsstufe gibt, in denen Unterricht fächerübergreifend abgestimmt und vorbereitet wird.

5. Bildet sich das Kollegium systematisch fort?

Eine gute Schule braucht gute Lehrerinnen und Lehrer. Gute Lehrkräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst dazulernen wollen. Fragen Sie z. B., ob es im Kollegium gemeinsame Fortbildungstage gibt, zu welchem Themen diese stattfinden und ob die Lehrer sich gegenseitig im Unterricht besuchen.

6. Arbeitet die Schule mit anderen Partnern zusammen?

Eine gute Schule öffnet sich ihrem Umfeld. Durch den Besuch von “Experten” im Unterricht oder durch Praxisunterricht in Betrieben, Bibliotheken oder Museen können sich Schülerinnen und Schüler lebenspraktische und fachliche Fähigkeiten aneignen. Sie erhalten außerdem Anregungen für den eigenen Berufswunsch. Fragen Sie z.B., wann und wo Unterricht auch außerhalb der Schule stattfindet, ob Experten von außerhalb den Unterricht mitgestalten und ob die Schule Partnerschaften pflegt, z. B. auch im Ausland.

7. Bewertet die Schule regelmäßig die Qualität der pädagogischen Arbeit?

Eine gute Schule ist selbstbewusst und offen. Sie weiß um ihre Stärken und Schwächen, und sie redet darüber. Sie stellt die Qualität ihrer Arbeit regelmäßig auf den Prüfstand und leitet aus den Ergebnissen Ziele und Maßnahmen ab, um immer besser zu werden. Sie hinterfragt nicht nur die Gesamtheit der Lernergebnisse der Schüler, sondern auch die Prozesse des Lehrens und Lernens, die Führung durch die Schulleitung und das Schul- und Lernklima. Fragen Sie nach derartigen Bestandsaufnahmen der Schule und ihren Ergebnissen.

8. Werden die Schüler, Eltern und “Abnehmer” der Schule regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit mit der Schule gefragt?

Zu einer gezielten Qualitätsentwicklung der Schule gehört auch die Meinung der Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und der Einrichtungen, die die Schüler nach Verlassen der Schule aufnehmen (Schulen, Betriebe, etc.). Fragen Sie nach den Ergebnissen einer solchen Befragung.

9. Bezieht die Schulleitung das Lehrerkollegium, die Schüler und Eltern in Entscheidungen und Planungen ein?

Eine gute Schule legt großen Wert auf eine starke Schulgemeinschaft. Die Beteiligung von Lehrern, Schülern und Eltern an Entscheidungen und Planungen ist Voraussetzung dafür, dass sie sich aktiv einbringen und sich für die Arbeit der Schule engagieren. Fragen Sie z. B., wie das Schulprogramm entstanden ist und wie sich die Lehrkräfte, Schüler und Eltern eingebracht haben.

10. Fördert die Schule die aktive Elternarbeit?

Wenn Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen, sind die Anstrengungen der Schüler erfolgreicher. In regelmäßigen Gesprächen zwischen Eltern, Lehrern und Schülern werden nicht nur die Lernschwierigkeiten, sondern auch die Lernerfolge der Schüler thematisiert; gemeinsam werden Entwicklungsziele und -maßnahmen festgelegt. Fragen Sie z.B., wie oft Gespräche zwischen Ihnen, Ihrem Kind und den Lehrern stattfinden werden und was bei diesen Gesprächen thematisiert wird.

Und zu guter Letzt: Augen auf!

Gehen Sie in der Pause über den Schulhof:

Wirkt die Schule auf Sie offen und freundlich? Sind die Fenster von innen geschmückt? Oder sind Gebäude und Gelände von Schmierereien und Vandalismusgeprägt? Auch ein sanierungsbedürftiges Gebäude kann Freundlichkeit ausstrahlen!

Beobachten Sie die Lehrer in der Pausenaufsicht und die Schüler: Sprechen sie miteinander? Gehen sie respektvoll und freundlich miteinander um? Wie werden Streitfälle geklärt?

Fragen Sie die Schüler, ob sie gern in die Schule gehen und an ihrer Schule etwas lernen.

Quelle

Bertelsmann-Stiftung

Erstellt am 24. Juli 2003, zuletzt geändert am 19. September 2013

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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