Wie motiviere ich mein Kind für die Schule? – Sieben Tipps für Eltern

Nele Langosch

Nichts ist wichtiger für den Schulerfolg als der eigene Antrieb. Mit diesen Tipps fördern Eltern die Motivation ihres Kindes.

Am ersten Schultag sind Kinder noch hochmotiviert. Neugierig stürzen sie sich in den Schulalltag. Doch mit der Zeit werden Hobbys und Freunde meist wichtiger als Lernen. Daher gilt es, die innere Motivation des Kindes rechtzeitig zu fördern.

Wie wichtig sie für den Schulerfolg ist, zeigt eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München aus dem Jahr 2012 mit mehr als 3500 Schülern. Wissenschaftler um den Psychologen Kou Murayama erhoben Motivation und Lernstrategien sowie das Verständnis von Matheaufgaben und den IQ der Kinder über sechs Jahre, von der fünften bis zur zehnten Klasse. Das Ergebnis: Schüler, die motiviert waren und das Gelernte wirklich begreifen wollten, wurden mit der Zeit immer besser in Mathe, unabhängig von ihrer Intelligenz.

Eltern sollten ihrem Kind demnach vor allem bei einem helfen: motiviert zu bleiben! Nur wie?

1. Interessieren Sie sich mehr für Lerninhalte als für Noten!

Ein Kind sollte Spaß am Lernen haben und sich über sein neues Wissen freuen. Dann entsteht ein eigener Antrieb, den Psychologen “intrinsische Motivation” nennen. Im Gegensatz dazu lernen “extrinsisch motivierte” Kinder nur, um gute Noten zu bekommen oder dem Lehrer zu gefallen. Die portugiesischen Forscher Marina Lemos und Lurdes Veríssimo fanden im Jahr 2014 in einer Studie mit 200 Grundschülern heraus, dass beide Motivationsformen gleichzeitig wirken können. Entscheidend ist ihr Verhältnis: Überwiegt die intrinsische Motivation, also der Antrieb aus Spaß und Wissbegierde, verbesserte sich in der Studie die Leistung der Schüler in den Fächern Portugiesisch und Mathematik stetig von der ersten bis zur vierten Klasse. Die extrinsische Motivation spielte den Forschern zufolge erst ab der dritten Klasse eine Rolle: Nahm sie dann überhand, verschlechterten sich die Schulleistungen der Kinder wieder. Um die intrinsische Motivation zu fördern, sollten Eltern Lerninhalte stärker hervorheben als Noten. Erkundigen Sie sich zum Beispiel zuerst, worum es in einer Klassenarbeit ging, anstatt nach dem Ergebnis zu fragen.

Gut gemacht! So loben Sie Kinder richtig

2. Unterstützen Sie die Neugierde der Kleinen!

Kinder, die ihre verrückten Ideen ausleben können – etwa einen Regenwurm als Haustier halten oder grünen Saft aus Unkraut pressen – sind ganz von selbst wissbegierig und lernwillig. Denn sie erkennen, wie spannend es sein kann, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Auch wenn die Einfälle eines Kindes noch so ungewöhnlich sein sollten oder garantiert zu Chaos führen werden, unterstützen Sie es dabei! Loben Sie kreative Einfälle, selbst wenn sie nicht gleich sinnvoll und wichtig erscheinen. So helfen Eltern ihrem Kind auch dabei, die eigenen Interessen und Grenzen kennen zu lernen.

3. Fördern Sie Hobbys!

Die Schule ist Eltern oft wichtiger als Fußball und Co. Doch nur durch lang andauernde Aktivitäten wird Kindern klar, dass es Ausdauer und Durchhaltevermögen braucht, um kleine und große Erfolge zu erlangen. Egal ob am Klavier, PC oder beim Hockey: Nur mit ausreichend Training werden sie zu kleinen Profis. Dabei müssen auch Durststrecken überwunden werden. Wer das verstanden hat, kann öde Lernphasen besser überstehen.

4. Erklären Sie, wozu man lernt!

Häufig ist Kindern nicht klar, warum ihnen das Wissen aus der Schule im Leben nützen sollte. Helfen Sie ihnen auf die Sprünge, denn Motivation braucht Ziele: Wer schreiben lernt, kann zum Beispiel der Oma eine Geburtstagskarte schicken. Gute Englischkenntnisse ermöglichen, dass man sich mit Computerspielern auf der ganzen Welt über das Internet unterhalten kann. Und eine bessere Mathenote ebnet einem womöglich den Weg zum Wunschstudium. Wer ein Ziel vor Augen hat, wird sich auch mit schwierigeren Lerninhalten auseinandersetzen wollen.

5. Seien Sie selbst motiviert!

Wie wichtig die Grundhaltung der Eltern für die Motivation des Kindes ist, zeigte 2011 ein Team um Idit Katz von der Ben-Gurion-Universität des Negev in Israel. Die Forscher befragten 135 Schüler sowie ihre Mütter oder Väter und fanden heraus: Eltern, die aus Spaß und eigenem Antrieb bei den Hausaufgaben halfen, gaben ihrem Kind ein positiveres Gefühl beim Lernen und verhielten sich einfühlsamer als diejenigen, die ihren Nachwuchs aus Pflichtgefühl unterstützten. Ihr einfühlsames Verhalten förderte wiederum die intrinsische Motivation der Kinder.

6. Bieten Sie Ihre Hilfe nicht vorschnell an!

Auch wenn die Motivation der Eltern wichtig für Kinder ist: Übertreiben Sie es nicht mit der Hilfe! Das hat eine Studie eines Teams um Alois Niggli von der Pädagogischen Hochschule Fribourg in der Schweiz gezeigt. Die Wissenschaftler befragten über 1400 Schüler der achten Klasse zum Engagement ihrer Eltern bei den Hausaufgaben und testeten ihre Französischkenntnisse zu Beginn und Ende des Schuljahres. Es zeigte sich, dass schlechtere Schulleistungen mehr elterliche Einmischung nach sich zogen. Das stärkere Engagement der Erwachsenen bewirkte jedoch, dass sich die Leistungen ihrer Kinder noch mehr verschlechterten.

Eltern sollten ein Kind daher jede Aufgabe zunächst selbst ausprobieren lassen, bevor sie Ihre Unterstützung anbieten, und auch anschließend immer die Schritte betonen, die das Kind selbst geschafft hat. Nur dadurch kann es lernen: Jede Anstrengung führt zu einem Erfolg, auf den ich stolz sein kann. Wer zu stark in den Lernprozess eingreift, riskiert, dass Kinder unselbstständig und wenig überzeugt von ihren eigenen Fähigkeiten werden.

7. Üben Sie sich in Geduld!

Auch das motivierteste Kind hat mal einen schlechten Tag. Es ist wichtig zu signalisieren: Fehler und Rückschritte sind erlaubt. Lernen geht mal schneller, mal langsamer voran. Und auch auf Umwegen kommt man ans Ziel. Eltern sollten geduldig sein. Übertriebener Leistungsdruck ist der größte Feind der Motivation, führt zu Überforderung und macht passiv. Betonen Sie stattdessen, was das Kind bereits alles geschafft hat. Wenn das Ziel näher rückt, stellen Sie eine Belohnung in Aussicht, wie etwa einen gemeinsamen Ausflug. Dann ist die letzte Etappe im Nu geschafft.

Autorin

Nele Langosch ist Diplom-Psychologin und arbeitet als freie Journalistin in Hamburg und Berlin.

Quelle: Spektrum.de

Dieser Beitrag wird mit freundlicher Genehmigung der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH übernommen.
 

Erstellt und zuletzt geändert am 19. September 2014

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