Tipps, um leichter zu lernen ohne Stress

Wie können Kinder verstehen, warum Lernen wichtig ist und wie es Spaß machen kann

Mirijam Hommrich

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Schwierigkeiten, richtig zu lernen. Diese Aussage ist nun schon seit geraumer Zeit unbestreitbar. In Fachzeitschriften und Medien wird immer wieder der Ruf laut, etwas müsse sich an unserem Schulsystem ändern, wir bräuchten Fächer, die das richtige Lernen in dem Mittelpunkt rücken. Doch sollten wir darauf warten, bis solche Wünsche Realität werden? Oder können und müssen wir selbst etwas tun?

Hängt der Fortschritt uns ab?

Die technischen Entwicklungen rasen unaufhaltsam voran. Wer kommt da noch hinterher? Suchmaschinen, Online-Lexika, Soziale Medien und Large Language Models wie Chat GTP gehören für viele mittlerweile schon zum Alltag. Doch bringen sie uns auch tatsächlich voran? In meiner Beobachtung haben diese Fortschritte dazu geführt, dass viele Kinder den Sinn von Lernen nicht mehr verstehen. Verständlich, da man ja innerhalb kürzester Zeit einfach nachschauen kann, wenn man etwas nicht weiß. Das alte „System“ Schule hat teilweise ausgedient. Früher - zu der Zeit in der ich in die Schule ging - war schulisches Lernen oft geprägt von Fakten lernen. Das sogenannte bulimische Lernen war aber auch schon damals in der Kritik.

Wenn also Kinder heute genau auf diese Art des Lernens keine Lust haben oder unter Druck geraten, ist das ja durchaus verständlich! Und ich frage mich auch als Lehrperson regelmäßig, ob das denn überhaupt noch zeitgemäß ist. Es versetzt ganze Jahrgänge von Kindern in unnötigen Stress.

Trotz allem müssen wir aber festhalten: Lernen ist auch aktuell noch unglaublich wichtig und wird es immer bleiben! Vor allem ist es wichtig, zu verstehen, wie man persönlich gut lernen kann.

Denn richtig lernen können ist ein riesiges Geschenk und macht nebenbei auch noch sehr viel Spaß!

Immer wieder erkläre ich den Kindern, was Lernen eigentlich so wichtig macht! Lernen ist der Dünger für unser Gehirn. Unser Gehirn braucht immer Anreize, um neue Nervenbahnen bilden zu können, Zusammenhänge zu verstehen und auch um gesund zu bleiben! Wie eine Pflanze wächst unser Gehirn besser und schöner und wird größer, wenn wir es „düngen“.

Bleibe fit - Mit Gedächtnistraining

So hilft es zum Beispiel, lange geistig fit zu bleiben, wenn man regelmäßig Gedächtnistraining macht. Für Kinder ist das aber oft zu abstrakt. Deshalb haben wir für das Gehirn noch ein weiteres Bild - es ist ein trainierendes Gehirn, das stark bleiben will und viele Muskeln haben möchte. Also muss es auch immer wieder trainieren! Das Tolle daran ist: wie man sein eigenes Gehirn fit hält ist uns selbst überlassen! Wir können also richtig fit bleiben, indem wir alles über Dinosaurier lernen oder in Comicwelten abtauchen und darin genau wissen, wer was kann und woher die Comicfiguren kommen. Oder wenn wir uns mit bestimmten Tierarten beschäftigen und zum Beispiel alle Hunderassen und ihre Eigenschaften lernen.

Und genau da kann man zu Hause super ansetzen! Was uns interessiert macht uns Spaß! Und mit Spaß lernt es sich leichter. Also kann man mit seinen Lieblingsthemen üben, schnell und mit Spaß zu lernen. Und man kann diese Lieblingsthemen auch nutzen, um andere Dinge zu lernen, die man vielleicht eigentlich langweilig findet.

Doch wie genau soll das funktionieren?

Dazu muss man wissen, dass unser Gehirn Bilder liebt. Es gibt zwar viele verschiedene Kanäle, über die wir Dinge lernen, aber bei den meisten Menschen ist das Visuelle ein ganz wichtiger Baustein. Das bedeutet nicht, dass man sich immer Bilder im Kopf machen muss - aber bei Dingen, die man sich unbedingt merken muss, hilft das sehr! Und selbst wenn man zu der Personengruppe gehört, die keine oder wenige Bilder im Kopf haben (Aphantasie), hilft es, sich dich Dinge im Kopf sprachlich möglichst genau zu beschreiben. So kann es zum Beispiel hilfreich sein, sich genau zu beschreiben, welche Größe der Elefant hat, welcher Grauton. Ob es ein indischer oder ein afrikanischer Elefant ist. Ein Baby oder ob er ausgewachsen ist. Durch das Denken der Beschreibung hilft man dem Gehirn und man kann sich so die Dinge besser merken. Dies ist zeitlich auch nicht sehr aufwendig, unser Gehirn schafft das in Sekunden. Wir können den Lernprozess zusätzlich unterstützen, wenn wir auch Bewegung und „Begreifen“ also taktile Reize mit in den Lernprozess einbeziehen.

Das Gehirn liebt es zu spielen. Spielen ist nicht nur Zeitvertreib. Spielen ist evolutionsbedingt einer der wichtigsten Bausteine des Lernens. Jegliche Säugetiere lernen im Spiel. Und lieben es, Quatsch Spaß zu haben und Unsinn zu machen. Genau diese Eigenschaften können wir also nutzen, wenn wir etwas lernen müssen, das absolut nervig und langweilig ist.

Was bedeutet das also für unseren (Lern-) Alltag?

Wir können uns genau diese Faktoren nutzen und das Spiel und den Spaß zur Grundlage machen. Wer sagt denn, dass wir beim Lernen still am Tisch sitzen müssen? Das ist langweilig und dann streikt das Gehirn meistens.

Kinder sind meist sehr gut darin, sich Spiele auszudenken oder zu überlegen, wo und wie sie jetzt am besten lernen können. Caroline von St. Ange , zeigt das beispielsweise mit ganz tollen Ideen , die sie mit Kindern ausprobiert hat oder die Familien ihr zuschicken. Warum nicht einfach mal das Einmaleins lernen mit Hilfe eines karierten Blattes und einem zehnkantigen Würfel in ein Tetris Spiel umwandeln? Das Großartige daran ist, dass man es sogar allein spielen kann. Und die Kinder bekommen gleichzeitig noch ein räumliches Verständnis für die Größe der Zahlen.

Doch was machen wir, wenn wir etwas lernen sollen, an dem wir eigentlich nicht interessiert sind?

Wir suchen uns etwas, mit dem wir es leichter lernen können und bauen uns eine Route oder eine Geschichte. Die Routentechnik ist eine Lernform aus dem Gedächtnistraining und ist schon sehr alt. Sie geht zurück bis auf Simonides von Keos um 500 v. Chr. Sogar die Griechen haben sich mit Hilfe von Routen oder sogar ganzen Gedächtnispalästen stundenlange Reden gemerkt. Diese Routen visualisiert man sich am besten beim Lernen - entweder am Computer oder man klebt und schreibt sie sich. Es ist ein bisschen wie eine Mindmap, die man in einer bestimmten Reihenfolge aufschreibt und sich so auch merkt.

Dazu kann man sich ein beliebiges Bild nehmen oder auch in einem Zimmer, das man gut kennt, eine Route legen. Man packt dann zum Beispiel an verschiedene Punkte im Zimmer das Wissen, das man lernen muss und denkt sich dazu eine Verbindung aus. Diese kann auch absolut absurd sein.

Probieren Sie mal aus, sich die wichtigsten Fakten mit einer etwas verrückten Verknüpfung zu merken. Hier habe ich ein Beispiel:

Ihr Kind muss sich jetzt für die Klassenarbeit alles mögliche über Vulkane merken. Viele Begriffe sind jedoch kompliziert, oder werden immer wieder falsch geschrieben. Manche Zahlen wollen einfach nicht in den Kopf hinein. Da hilft eine Route:

So könnte sich zum Beispiel aus dem Bad plötzlich ein tiefes Loch auftun, das mindestens 100 km tief ist. Dort unten hat es 1000-1300 Grad und es sammelt sich flüssiges Gestein. Der Gesteinsbrei im inneren der Erde heißt Magma - und in das 1000 Grad heiße Erdloch „mag ma(n)“ ja nun wirklich nicht hinein! (So kann sich das Kind die Schreibweise merken.)

Wenn ein Vulkan ausbricht, dann kommt der Gesteinsbrei an die Oberfläche und wird dann Lava genannt. Man könnte sich vorstellen, dass aus dem Wasserhahn flüssige rote und sehr heiße Lava rauskommt. Diese schichtet sich im Waschbecken langsam auf und wird zu einem Schildvulkan. Wenn man Schildvulkane umdreht, passt er wunderbar ins Waschbecken, weil er nicht so hoch ist.

In der Dusche sieht es anders aus! Da brodelt unten aus dem Abfluss immer wieder schwarze Lava heraus. Sie ist nicht ganz so heiß und wird schneller kalt. Deswegen türmt sich nach und nach ein Schichtvulkan in der Dusche auf, der irgendwann fast bis zur Duschbrause reicht.

Auch wenn komplexere Zusammenhänge gelernt werden müssen, ist das mit einer Raumroute möglich:

Es gibt verschiedene Arten von Magma. Es könnten zum Beispiel im Bad verschiedene Magma Pflegeprodukte liegen: Die Seifenstücke könnten aussehen wie Felsen - damit kann man sich die felsische Magma merken. Eine Medizin hat man aus dem internationalen Urlaub mitgebracht, so könnte man sich das Intermediäre Magma merken. Dann gibt es noch zwei tolle Parfümflaschen: einmal ein Mafioso mit Sonnenbrille und Hut - mit diesem Bild merken wir uns das mafische Magma. Und ein Parfüm ist in einem Flacon das wie eine Pistole aussieht - das ist Ultra gefährlich - das ultramafische Magma. 

Genau so könnte man jetzt auch mit den Gesteinsarten vorgehen, die aus den vier Magmatypen entstehen können.

Das geniale an den Routen und den kleinen Geschichten, die man sich dabei ausdenkt, ist, dass man beim Lernen schon viel mehr Spaß hat. Je witziger man sich die Sachen vorstellt oder beschreibt, desto besser speichert das Gehirn es ab.

Wenn Sie das mit Ihrem Kind ausprobieren wollen, dann können Sie das am besten gemeinsam machen. Sprechen Sie mit den Kindern über eigene Ideen, wie man sich das Wort oder die Zahl merken könnte. Auch das Kind soll sich überlegen, was es für Bilder oder Assoziationen zu den Lerninhalten hat. Am Schluss nimmt man die Assoziation, die sich gut anfühlt und gestaltet damit die Route. Es hilft, die Routen wirklich in echt zu gestalten - entweder am Computer mit Programmen und eingefügten Bildern oder auf Papier mit Zeichnungen und Kollagen.

Kein Papier oder Bild zur Hand? – Es geht auch so!

Routen kann man auch super im Alltag trainieren, wenn man nichts dabeihat oder wenig Zeit hat. Eine perfekte Situation ist der Einkaufszettel. Probieren Sie mal aus, den Einkaufszettel am Körper festzuhalten - also eine Körperroute zu legen.

Bei der Körperroute fangen wir unten an den Füßen an. Dort sind die Tomaten. Die sind vielleicht die Räder unserer Inline-Skates und wir rollen damit los. An den Knien haben wir Käsescheiben als Knieschoner, falls wir hinfallen. Als Gürtel haben wir aufgefädelte Nudeln. In unseren hinteren Hosentaschen stecken Gummibärchentüten. Wir tragen einen Pulli aus Schwammtüchern und haben eine Kette aus Schokoladentafeln um. Auf unseren Schultern sind lauter Nüsse als Dekoration aufgenäht. Als Ohrringe tragen wir Äpfel. Unsere Haare sind plötzlich lauter Karotten und als Hut haben wir einen Joghurtbecher auf dem Kopf.

Auch wenn es sich völlig albern anhört, wenn man sich so etwas gut genug vorstellt und ein paarmal durchgeht, dann hat vergisst man auch nichts mehr beim Einkaufen!

Was ist neben Lerntechniken noch wichtig?

Der Arbeitsplatz

Lernt ihr Kind mühelos und ruhig für sich am Schreibtisch? Oder zappelt es eher vor sich hin? Manchmal hilft es, wenn die Kinder an einem klappbaren Tablett arbeiten können. Dann können sie den Lernort immer wieder wechseln und fühlen sich nicht so festgetackert an dem Arbeitsplatz, den der Schreibtisch vorgibt. Ehrlicherweise arbeite auch ich oft an anderen Plätzen, wechsele zwischen Wohnzimmertisch, Esstisch, Schreibtisch und Stehtisch hin und her. Mit einem klappbaren Tablett kann man auch Tische zu Stehtischen verwandeln!

Teilweise hilft es Kindern auch, wenn die Erwachsenen ebenfalls „Lernen“. So könnte man als Familie auch überlegen, welche Tätigkeiten in der Lernzeit gemacht werden können, damit sich die Kinder nicht allein gelassen fühlen, sondern sehen, dass auch die Erwachsenen in ihrer Lernzeit Büroarbeit oder andere Tätigkeiten erledigen. Denn wir finden es ja auch sehr unangenehm, wenn wir noch etwas erledigen müssen oder auf etwas lernen müssen und die Menschen um einen herum schauen Fern oder machen Pause.

Sicherheiten

Manche Kinder brauchen zum Lernen von neuen Dingen viel Ruhe und ein Gefühl der Sicherheit. Zum Beispiel können da Kopfhörer eine Möglichkeit sein, um Ablenkungen zu minimieren. Sollten die Kinder beim Lernen Musik hören wollen, dann empfiehlt es sich, Lieder oder Playlists zu nutzen, die wenig Gesang haben. Auch Binaurale Klänge oder ruhige elektronische oder klassische Musik können bei der Konzentration helfen. Hörbücher lenken meist zu arg ab und ich kann sie nicht empfehlen.

Manchen Kindern kann es helfen, bestimmte Kleidung zu tragen. Welche Lieblingskleidung eine gute Lernkleidung ist, lohnt es sich auszutesten. Das können zum Beispiel eine Jogginghose, Kuschelpullis oder ein Kapuzenpulli, in den man sich sogar komplett zurückziehen kann, sein. Auch Stulpen oder eine Kuscheldecke können Lernen positiv beeinflussen.

Lieblingsorte wie eine Sofaecke, die Badewanne oder auf dem Boden können sich ebenfalls auf den Lernprozess auswirken.

Das Tolle daran ist - wenn Sie mit Ihrem Kind ins Gespräch gehen und die alten starren Grenzen aufbrechen, können Sie gemeinsam Lösungen finden, die genau zu Ihrem Kind passen. Sie müssen nicht alle Ideen des Kindes umsetzen, wenn diese Ihnen vielleicht nicht passen oder zu wild sind. Aber dadurch, dass Sie ins Gespräch gehen und sich gemeinsam über einen guten Lernprozess austauschen, werden Sie sehr schnell positive Veränderungen bemerken.

Häufige Fragen und Diskussionen

Essen und Trinken

Wenn Kinder bei mir im Lerncoaching sind, dann kommt auch häufig auf, dass sie nebenher Süßigkeiten oder Knabbersachen essen wollen. Da erkläre ich den Kindern, dass wir Essen auf die Lernpausen verschieben, damit unser Körper dann auch wirklich Zeit und Ruhe hat, das Essen zu genießen. Außerdem brauchen wir einen leeren Mund, um uns den ganzen Quatsch, den wir uns um die Lernthemen herum ausdenken auch laut auszusprechen und darüber lachen zu können.

Ein Getränk - am besten Wasser - sollte allerdings immer Teil einer Lernumgebung sein, weil unser Gehirn besser denken kann, wenn es ausreichend hydriert ist.

Sorgfalt, Ordnung und Störungen

Manchmal kommt es auch vor, dass eine gewählte Lernposition - zum Beispiel auf dem Boden liegen - nicht förderlich für die Handschrift ist. Ich lasse es die Kinder trotzdem einmal probieren, zeige ihnen dann aber die Unterschiede auf und biete meist zwei Alternativen an. Zum Beispiel auf dem Boden sitzen und an einem Tablett arbeiten oder die fertig gebastelten Routen am Schluss auf dem Boden verinnerlichen.

Immer wieder erzählen mir die Kinder von ihren unaufgeräumten Zimmern. Das ist Alltag und überhaupt nicht schlimm! (Mein Arbeitszimmer ist leider auch oft unaufgeräumt). Es kann aber sein, dass manche Kinder in einem unaufgeräumten Zimmer schlechter lernen können. Dann lohnt es sich, das Zimmer als Spiel und Schlafort festzulegen und in einem Zimmer zu lernen, das ordentlicher ist. Aufräumen ist natürlich auch eine Option, die aber realistisch manchmal nicht umzusetzen ist, wenn man auf eine Arbeit in ein paar Tagen lernen muss.

Wenn ein Kind Geschwister hat, dann ist es hilfreich, wenn man innerhalb der Familie Regeln aufstellt, die vor allem dann gelten, wenn ein Kind Ruhe braucht, um für eine wichtige Klassenarbeit zu lernen. Eventuell hilft es da, gemeinsame Zeiträume zu vereinbaren, in denen ruhig und leise gearbeitet oder gespielt wird, damit das lernende Kind nicht dauernd aus der Konzentration gerissen wird.

Verständlichkeit, Komplexität der Themen und Zeitmanagement

Je älter die Kinder sind, desto komplexer können die Themen werden. Es kann auch sein, dass Sie als Eltern die Themen nicht ganz verstehen und nicht gut helfen können. Je nach Lehrkräften kann es auch sein, dass nicht genug Material zum Lernen zur Verfügung steht. Hier braucht Ihr Kind Sie als Lernbegleitung. Sie müssen nicht vorab die Themen selbst lernen, sondern es reicht, wenn Sie Ihrem Kind zeigen, wie man mit Schlagwörtern zum Beispiel nach Erklärvideos zu den Themen suchen kann. Da hilft es den Kindern auch, wenn Sie diese gemeinsam anschauen, damit Sie diese auch zusammen besprechen können. Das ist natürlich eine Zeitfrage und ist auch nicht bei jedem Thema nötig. Allerdings kann das gemeinsame Lernen auch viel Spaß machen. Falls es jedoch öfter Streit beim gemeinsamen Lernen gibt, dann könnte es sich lohnen, im Freundeskreis oder Familienkreis nach Personen Ausschau zu halten, die das Kind manchmal beim Lernen unterstützen könnten. Auch Lerngruppen von mehreren Kindern aus einer Klasse können eine gute Möglichkeit sein. Das kommt jedoch auch auf die Kinder an. Je jünger die Kinder sind, desto mehr brauchen sie eine Lernbegleitung durch Erwachsene!

Das Thema Zeiteinteilung wird in vielen Lerncoachings immer wieder behandelt. Die Kinder brauchen hier viel Unterstützung. Es ist sehr komplex, zu überblicken, wie viele Minuten am Tag man lernen muss, wenn die Klassenarbeit in einer Woche ist oder in drei Tagen. Da hilft es, das Thema in kleine Abschnitte einzuteilen und auf Lernpläne zu schreiben, die somit den riesigen Berg an Inhalten in kleinere Portionen aufteilt. So fühlt sich das ganze Thema nicht wie ein unüberwindbarer Berg an, sondern das Kind hat das Gefühl, die Tagesetappen schaffen zu können. Auch bei Lernplänen können Sie kreativ sein. Entweder Sie schreiben diese auf ein Blatt, kleben an eine Tafel einen Lernweg mit Klebezetteln oder Sie nutzen Fensterstifte und schreiben den Plan ans Fenster. Auch Wäscheklammern für einzelne Themenbereiche können den Kindern helfen. Ein Kind hat sich den Lernplan immer mit seinen Autos auf dem Autoteppich gelegt. Ihrer Kreativität und auch dem der Kinder sind da keine Grenzen gesetzt. Man muss auch nicht bei einer Art Lernplan bleiben, wenn diese doch nicht so gut funktioniert.

Fazit

Richtig lernen will gelernt sein. Kein Mensch ist von Anfang an in allem gut. Unser Leben und vor allem das Lernen ist ein Prozess. Deswegen ist eins der wichtigsten Dinge, welches wir den Kindern beibringen müssen, ein „Growth Mindset“ zu entwickeln. Also sich darüber im Klaren zu sein, dass man etwas vielleicht jetzt gerade noch nicht gut kann, es aber mit viel Übung und durch Lernen schaffen kann.

Deshalb brauchen die Kinder Unterstützung darin, große Lernberge in kleine schaffbare Tagesetappen aufzuteilen. Dieses Zeitmanagement können die Kinder noch nicht allein, dazu brauchen sie Hilfe. Je häufiger die Kinder das jedoch trainieren, desto besser werden sie auch im Lernen.

Die Lernumgebung ist wichtig, jedoch auch sehr individuell. Die passende Lernumgebung kann sich auch nach Tagesformen ändern. Deshalb ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, immer wieder zu reflektieren, wie das Lernen klappt und ob das Kind noch Hilfe und eventuell Veränderungen braucht. Gleichzeitig müssen wir Erwachsenen verstehen, dass manche Dinge auch anders gemacht werden dürfen, als wir sie erlebt haben oder sie für uns richtig erscheinen. Aber trotz aller Freiheiten und neuen Möglichkeiten, die sich dadurch bieten, muss dem Kind auch klar sein, dass es Kompromisse eingehen muss, wenn eine Lernumgebung nicht zum Ziel führt, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Für diese Reflexion braucht es allerdings unsere Unterstützung.

Und das Wichtigste zum Schluss: Mit etwas Kreativität und einem Blick über den Tellerrand können selbst die trockensten und langweiligsten Themen mit Spaß gelernt werden!

Wenn das Kind zum Beispiel Geschichten liebt, warum sollte es dann nicht die Malreihen zu tollen Geschichten und Routen lernen? Oder die schwierigen Englisch Vokabeln in eine Szene mit Dinosauriern packen, damit sich das Gehirn diese besser merken kann? Wenn ein Kind viel Bewegung braucht, um sich Sachen bemerken zu können, warum soll es dann nicht über den Spielplatz hüpfen und sich dort Formeln einprägen? Wenn wir unserem Gehirn erlauben, beim Lernen ganz viel Spaß zu haben, dann fällt es uns leichter, diese gelernten Dinge wiederzugeben.

Lernen lernen ist ein langer Prozess. Aber das ist nicht schlimm! Unser Leben ist lernen und wir werden nie aufhören, darin besser zu werden. Wir alle sollten herausfinden, was unsere Lieblingswege des Lernens sind. Und vor allem sollten wir uns nicht von dem Mythos der „Lerntypen“ verunsichern lassen – aktuelle Studien zeigen, dass es nicht nur „visuelle Lernende oder auditiv Lernende“ gibt! Solche Limitierungen begrenzen die Potentiale, die in allen von uns stecken und halten uns womöglich davon ab, Wege auszuprobieren, die wir sonst nicht gehen. Wenn solche Sätze im Kopf auftauchen, dann helfen Sie Ihrem Kind und bleiben Sie offen für den Zauber der ganzen Möglichkeiten, die Lernen bietet. Es ist großartig, dass Sie Ihr Kind dabei unterstützen und begleiten.

Quellen

Weiterführende Links mit Tipps

Autorin

Mirijam Hommrich, - Sonderschullehrerin, Lern- und Gedächtnistrainerin (Brainacademy by Christiane Stenger), Reflexintegrationstrainerin (Rexi Rockstars von Silke Krämer)

Kontakt

Website

Instagram: @starkUndFitImAlltag

eingestellt am 14.08.2025