Eingewöhnung – die ersten Tage im Kindergarten

Hrsg.: Stadt Wien

Wenn Kinder erstmals im Kindergarten starten, beginnt für Familien ein weiterer Lebensabschnitt. Für Kinder und ihre Hauptbezugspersonen ist es oft das erste Loslassen voneinander.

Der erste Übergang in eine Bildungseinrichtung
 

Gerade diesem ersten Übergang kommt besondere Bedeutung zu, weil die hier von den Kindern erlebten Gefühle die Basis für kommende Übergänge bilden können. Kinder und auch Eltern brauchen Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen und der noch ungewohnten Umgebung Vertrauen zu schenken. Ein Miteinander von allen beteiligten Personen (Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern, Kindern und anderen Bezugspersonen) ermöglicht einen sanften Eingewöhnungsprozess.

Das individuelle Kind im Mittelpunkt
 

So vielfältig Kinder selbst sind, so gestaltet sich auch die Eingewöhnungsphase für jedes Kind individuell. Manche Kinder fühlen sich schnell in der Gruppe wohl, knüpfen Kontakte zu Pädagoginnen und Pädagogen und zu den Kindern. Andere brauchen dafür mehr Zeit. Die Eingewöhnung dauert im Schnitt – je nach Erfahrung, Situation, Entwicklungsalter und Persönlichkeit des Kindes – vier bis sechs Wochen.

Zeit Einplanen – Mitgestalten – Verabschieden
 

Eltern können positiv mitgestalten, indem für die Eingewöhnungsphase in der neuen Umgebung nach Möglichkeit ausreichend Zeit eingeplant wird. Kinder brauchen in den ersten Tagen eine vertraute Bezugsperson, die gemeinsam Zeit mit den Kindern im Kindergarten verbringt. Das Wissen „Ein lieber Mensch ist für mich da, wenn ich ihn brauche“ gibt Sicherheit.
Wenn das Kind nach einiger Zeit die neue Situation besser kennengelernt hat, kann es phasenweise auch schon alleine Erfahrungen in der Gruppe sammeln.

Klare Strukturen und Rahmenbedingungen – Verlässlichkeit und Orientierung
 

So können Eltern Kindern in dieser Zeit helfen:

  • Im Vorfeld die Lust auf den Kindergarten wecken: Bilderbücher zum Thema anschauen, durch positive Schilderungen die Vorfreude des Kindes wecken, beim zukünftigen Kindergarten vorbeispazieren etc.
  • Mit Ritualen Sicherheit geben: Kommt das Kind anfangs täglich um die gleiche Zeit, mit der gleichen Person, gibt es etwas täglich Gleichbleibendes in dem vielen Neuen. In der ersten Zeit im Kindergarten hilft vielleicht ein vertrauter Gegenstand von zu Hause (ein Tuch, Kuscheltier etc.).
  • Sich bewusst Zeit für die Eingewöhnung des Kindes nehmen: Die ersten Tage bleibt eine Bezugsperson in der Gruppe, ist präsent aber nimmt sich zurück – so ist das Kind frei für neue Kontakte.
  • Mit kürzeren Besuchsphasen starten (auch wenn der Besuch „gut läuft“) und die Aufenthaltsdauer langsam steigern: So wird das Kind nicht überfordert und kann Vertrauen aufbauen.
  • Abschiede mit dem Kind planen und so die Vertrauensbasis stärken: Ein täglich gleiches Ritual, nach dem die Verabschiedung vom Kind verläuft, gibt Orientierung und hilft allen Beteiligten bei der Bewältigung dieser Situation.
  • Das Kind in den Mittelpunkt stellen: Auch für Eltern ist die Trennungssituation oft mit Ängsten und Sorgen verbunden. Umso wichtiger ist es, dass diese bei der Verabschiedung dem Kind gegenüber Sicherheit ausstrahlen und es den eigenen Trennungsschmerz nicht unmittelbar spüren lassen. Fällt es auch schwer – eine kurze Verabschiedung ist gut.
  • Eindrücke verarbeiten: Nach dem Kindergartenbesuch brauchen Kinder meist Zeit um Erlebtes zu verarbeiten – eine ruhige Gestaltung des restlichen Tages hilft dabei.

Gegenseitiges Vertrauen – Gemeinsam für das Kind da sein

Kinder suchen vor allem bei ihren gewohnten Bezugspersonen Schutz, Geborgenheit und Fürsorge. Zur Pädagogin bzw. zum Pädagogen muss erst eine Vertrauensbasis aufgebaut werden, um das Einleben in die neue Gruppe gut zu ermöglichen und die Kleinkindergruppe oder den Kindergarten als sicheren Ort zu empfinden. Erst dann sind Kinder bereit, ihre neue Umgebung in ihrer Fülle wahrzunehmen, zu entdecken und am Kindergartenalltag zuerst beobachtend und später mehr und mehr aktiv teilzunehmen.

Informationsaustausch
 

Um Kinder gut begleiten zu können, werden in Gesprächen zwischen allen beteiligten Personen – Eltern, anderen Bezugspersonen und Pädagoginnen und Pädagogen – Informationen über das Kind ausgetauscht und offene Fragen, Ängste und Sorgen besprochen.
Durch den partnerschaftlichen Austausch merkt auch das Kind, dass die Erwachsenen zusammenarbeiten und gemeinsam für es da sind.
Alle Beteiligten können diesen Übergang in eine neue Lebenssituation miteinander positiv gestalten und dem Kind so einen guten Weg bereiten.

Herausgeber: Stadt Wien – MA 10 Wiener Kindergärten (2014): Eingewöhnung – die ersten Tage im Kindergarten. Wien: [o. V.]

Übernahme mit freundlicher Genehmigung der Stadt Wien.

Erstellt am 11. September 2014, zuletzt geändert am 11. September 2014

 

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