Kinder als Forscher und Entdecker: Spielend lernen für die Zukunft mit Experimenten, die Spaß machen

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Nach dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan, der in allen Bayerischen Kindertageseinrichtungen eingeführt ist, sollen den Kindern neben den klassischen Bildungs- und Erziehungsbereichen auch erste Einblicke in Naturwissenschaften, Technik und Mathematik gegeben werden. Die Publikation gibt Anregungen für eine spielerische Einführung in diese Bereiche.

Kindliche Entdeckerfreude fördern

Kinder entdecken täglich Neues, das sie zum Ausprobieren und Erforschen anregt. Wenn wir Kinder beobachten, ihnen zuhören und ihre Fragen wahrnehmen, können wir immer wieder feststellen:

  • KINDER SETZEN SICH STÄNDIG MIT IHRER UMWELT UND DEREN VIELFÄLTIGEN ERSCHEINUNGSFORMEN AUSEINANDER.
  • KINDER SIND FASZINIERT VON PHÄNOMENEN WIE REGENBOGEN ODER BLITZ UND DONNER.
  • KINDER LIEBEN GESCHICHTEN VON STERNEN UND FERNEN WELTEN, DIE IHRE NEUGIERDE UND PHANTASIE WECKEN.
  • KINDER BAUEN, PANSCHEN, NEHMEN AUSEINANDER UND SETZEN NEU ZUSAMMEN.
  • KINDER STELLEN UNS FRAGEN ÜBER ZUSAMMENHÄNGE, ERSCHEINUNGSFORMEN, WIRKUNGEN UND VERÄNDERUNGEN IN DER SIE UMGEBENDEN WELT.

Unerschöpflich – Wasser

Wasser begegnet uns Tag ein, Tag aus. Schon in der Frühe waschen wir uns den Schlaf aus den Augen, das Teewasser dampft, und ein Blick aus dem Fenster zeigt uns mal wieder Regenwetter. Im Winter ist dies lustiger, da gibt es Eis und Schnee. Im Sommer können wir dafür im See baden und leckeres Eis essen.

Was schwimmt, was nicht

Eine durchsichtige Glasschüssel wird mit Wasser gefüllt. Steine, Korken, Nadel, Bauklotz, Feder, Papier, Zuckerwürfel, einfach alles, was wir finden, wird nacheinander vorsichtig auf das Wasser gelegt. Es ist erstaunlich, dass oft große Dinge auf dem Wasser schwimmen und kleine sofort untergehen. Das liegt an der Dichte der Stoffe und an der Oberfläche. Ein Bällchen aus Alufolie geht schneller unter als ein mit gleicher Fläche daraus gebasteltes Boot.

Manches löst sich auf

Aber was passiert mit dem Zuckerwürfel oder dem Salz im Wasser? Sie lösen sich auf und verschwinden. Nicht ganz, wir können sie wieder gewinnen. Entweder erhitzen wir das Wasser leicht, es verdampft und übrig bleibt der gelöste Stoff. Oder wir warten, bis das Wasser langsam verdunstet ist. Natürlich gibt es auch Dinge, die sich nicht lösen lassen. Ein Stein verändert sich nicht. Probier aber mal, ein bisschen Salatöl auf das Wasser zu gießen. Auch dieses löst sich nicht, sondern schwimmt auf der Wasseroberfläche. Du kannst es höchstens mit einem Löschpapier wieder herausfiltern.

Wasser hat eine „Haut“

Nimm ein Glas und fülle es randvoll mit Wasser. Du wirst staunen, wie viel Wasser du noch vorsichtig in das Glas gießen kannst, bis ein richtiger „Wasserhügel“ entsteht. Diese Oberflächenspannung macht sich auch der Wasserläufer zu nutze. Wenn du fein gemahlenen Pfeffer auf die Wasseroberfläche streust und dann einen Tropfen Spülmittel in die Mitte gibst, wird die Haut des Wassers zerstört, der Pfeffer fliegt in alle Richtungen und das Wasser läuft über den Glasrand. Probier auch mal vorsichtig, Münzen in das volle Wasserglas zu werfen. Da passt noch eine Menge Geld ins Glas. Wetten sind erlaubt!

Wettermacher

Selbstverständlich kannst du dein eigenes Wetter machen. Dabei solltest du ein bisschen vorsichtig sein und vielleicht hilft dir auch jemand „Großes“ dabei. Ein Topf mit Wasser wird erhitzt. Bei etwa 100 Grad beginnt das Wasser zu kochen, es sprudelt und es steigt Dampf auf. Wenn du einen Glasdeckel oberhalb des Wasserdampfes hältst, setzt sich der Dampf ab, kühlt ab und kleine Wassertropfen entstehen. Was da heruntertropft ist Regen. In der Natur lässt die Wärme der Sonne das Wasser verdampfen. Große Mengen dieser Tröpfchen bilden die Wolken, die den Regen bringen. Im Winter entstehen dabei durch die Kälte die Schneeflocken. Als ganz großer Forscher kannst du der Frage nachgehen: Warum ist Schnee weiß und gefrorenes Wasser (Eis) durchsichtig farblos?

Luft

Zum Leben brauchen wir Luft. Luft ist überall, das wissen wir, obwohl wir sie nicht sehen, riechen oder ertasten können. Aber wir können sie, wie richtige Wissenschaftler, mit einem Naturgesetz nachweisen: Wo ein Stoff ist, kann kein anderer sein.
 

Im Glas ist Luft

Fülle nun verschiedene Gläser mit Wasser, Sand, Murmeln, Blättern, mit allem, was du findest. Ein Glas bleibt leer, es ist mit Luft gefüllt. Wenn du dieses Glas mit der Öffnung nach unten in eine Wasserschüssel stülpst und es dann umdrehst, steigen Blubberblasen – Luft – an die Wasseroberfläche. Blase doch einmal mit einem Strohhalm Luft in das Wasser. Nun tauche das trockene Glas ganz vorsichtig mit der Öffnung nach unten ins Wasser und ziehe es dann wieder heraus. Du wirst feststellen, dass der Innenrand ganz trocken geblieben ist. Die Luft hat einfach kein Wasser in das Glas gelassen.

Luft als Feuerlöscher

Luft kann noch viel mehr. Zünde ein Teelicht an und stülpe dann wieder das Glas darüber. Ganz langsam erlischt die Flamme. Das Feuer hat nämlich den Sauerstoff in der Luft verbrannt und der übrig gebliebene Stickstoff löschte die Kerze. Noch interessanter ist es, wenn du die Kerze in eine kleine Wasserschale stellst und das Glas darüber stülpst. Wieder erlischt die Flamme und gleichzeitig steigt dein Teelicht hoch, weil Wasser in das Glas eindringt. Denn wenn es nicht „nichts“ gibt, muss für die verbrauchte Luft Wasser nachströmen.

Leichte und schwere Luft

Du wunderst dich vielleicht, dass Luft ein Gewicht hat, denn du kannst sie ja nicht wiegen. Aber du weißt, dass leichte Dinge steigen und schwere zu Boden fallen. Genau so verhält es sich mit der Luft. Warme Luft ist leichter und steigt nach oben, kalte Luft ist schwer und fällt zu Boden. Wenn im Winter dein Zimmer geheizt wird, steige mal auf den Stuhl und du wirst merken, dass es unter der Decke viel wärmer ist als am Fußboden. Wenn du die Flamme einer Kerze vor den offenen Kühlschrank hältst, wird diese richtig nach unten gedrückt. Woher der Heißluftballon wohl seinen Namen hat?

Widerspenstige Luft

Manchmal könnte man meinen, die Luft mache was sie will. Lege einen Korken in die Öffnung eines Flaschenhalses, der größer als der Korken ist, und halte die Flasche waagerecht in Richtung deines Gesichtes. Was glaubst du passiert, wenn du in die Flasche bläst? Nein, der Korken rutscht nicht in die Flasche. Erstaunlicherweise springt dir der Korken ins Gesicht! Denn wenn du in die Flasche bläst, entsteht Überdruck, der gegen die Luft von außen drückt und damit den Korken an seinem Platz hält. Hört man auf zu blasen, macht sich dieser Druck Platz und schleudert den Korken heraus. Auch die Flamme einer Kerze verhält sich merkwürdig, wenn du in die schmale Öffnung eines Trichters bläst, wobei die weite Öffnung auf die Kerze gerichtet wird. Die Flamme neigt sich in Richtung der Trichteröffnung. Ihr habt sicherlich auch schon von der zerstörerischen Macht der Luft gehört. Von Hurrikans und Tornados, die über warmen Meeresteilen oder heißem Land entstehen und großen Schaden anrichten können.

WENN MAN EINMAL ANGEFANGEN HAT ZU EXPERIMENTIEREN, KANN MAN GAR NICHT MEHR AUFHÖREN. ES GIBT SO VIEL ZU ENTDECKEN.
 

Licht und Schatten

Wenn es kein Licht gäbe, könnte niemand auf der Welt leben. Alle Pflanzen strecken sich nach der Sonne und wachsen lieber krumm als ohne Licht. Säe Kresse in einen Behälter und decke die Hälfte mit einem Licht undurchlässigen Deckel ab. Auch die Pflänzchen unter dem Deckel suchen ihren Weg zum Licht. Du weißt sicherlich, dass es natürliche Lichtquellen und unnatürliche gibt. Unsere größte natürliche Lichtquelle ist die Sonne, aber auch die Kerze zählt dazu. Das Licht der unnatürlichen Lichtquellen wird meist durch Strom erzeugt. Und wo Licht ist, ist auch Schatten. Wenn die Sonne scheint, kannst du versuchen, den Schatten deiner Freundin zu fangen. Ein Leintuch oder großes Papier wird von hinten durch eine Taschenlampe beleuchtet. Vor dieser Wand kannst du dann Schattentheater spielen oder Schattenbilder anfertigen. Du kannst dir aber auch deinen eigenen Regenbogen schaffen. Nimm einen Gartenschlauch und stelle dich mit dem Rücken zur Sonne. Wenn du das Wasser wie feinen Nebel herausspritzt, entsteht ein Regenbogen. Die winzigen Regentröpfchen in der Luft spalten das Sonnenlicht in sieben Farben auf.
 

Töne zum Spüren

Dass man Töne hören kann, weißt du natürlich. Aber man kann sie auch fühlen und sehen. Nimm ein langes Lineal, lege es auf den Tisch, so dass die längere Seite über den Tischrand reicht, und bringe es zum Schwingen. Wenn du mit dem Ohr direkt am Tisch hörst, fühlst du auch die Schwingungen. Das Vibrieren einer Stimmgabel im Wasserglas kannst du genau beobachten, es entstehen kleine Wellen. Und nun kannst du dir ganz schnell eine Wasserorgel bauen: stelle mehrere „leere“ Gläser nebeneinander und bringe sie durch einen Löffel zum Klingen. Nun fülle sie unterschiedlich hoch mit Wasser und du wirst feststellen, dass sie ganz unterschiedliche Töne von sich geben. Wie ein richtiger Arzt kannst du mit deinem „Stethoskop“ Herztöne oder das Knurren im Magen hören. Nimm einfach die innere Rolle einer Küchenrolle und gehe auf Entdeckungsreise.

Vulkan im Sandkasten

Du kannst dir deinen eigenen Vulkan erschaffen, am besten im Sandkasten. Baue mit Sand den hohen Vulkanberg, in der Mitte entsteht der Vulkankrater. Er muss so groß sein, dass ein Glas hineinpasst. Schütte Essig(essenz) und ein wenig rote Lebensmittelfarbe für die spätere Lava hinein und verrühre alles. Nun bricht er gleich aus, wenn du Backpulver oder Natron (Treibmittel) dazu gibst. Probier den gleichen Vorgang mal mit einer Flasche: Essig und Backpulver in die Flasche und gleich einen Luftballon darüber gestülpt. Dieser wird durch das entstehende Gas aufgeblasen.

LUST AUF WEITERE EXPERIMENTE?

Schau dich einfach mal um, beobachte die Geschehnisse um dich herum und frage dich, warum dies so ist, wie es ist. Und schon kannst du ein neues Forschungsgebiet betreten.
Kinder haben viele Fragen:

  • Warum ein Boot nicht untergeht, ein Flugzeug fliegt, ob der Zucker im Tee verschwindet und warum der Kuchen mit Backpulver aufgeht?… Gerade in diesem Alter ist ihre Neugierde und Wissbegierde fast grenzenlos.

Kinder lernen im Umgang mit naturwissenschaftlichen Themen

Kinder nehmen mit allen Sinnen wahr: sie sehen, hören, fühlen, ertasten, riechen und schmecken. Kinder bringen eigene Erfahrungen ein: durch Fragen und Vergleichen entwickeln sie ihre eigenen Ideen und Anschauungen und schmieden Pläne. Kinder schaffen ihre eigenen Werke: sind selbst Erfinder und Forscher. Sie eignen sich Wissen an, entwickeln Interessen und lernen, wie man für das Leben lernt.

KINDER BRAUCHEN BEGLEITUNG UND UNTERSTÜTZUNG VON ERWACHSENEN

  • DIE IHRE FREUDE AM LERNEN UND EXPERIMENTIEREN FÖRDERN.
  • BEI DENEN SIE SICH ANGENOMMEN FÜHLEN, DIE MIT IHNEN GEMEINSAM DIE WELT ERFORSCHEN UND DIE DABEI AUCH SELBST „LERNENDE“ SIND.
  • DIE IHNEN VORGÄNGE ODER ERSCHEINUNGSFORMEN IN IHRER UMWELT ALTERSGEMÄSS ERKLÄREN, DIE IHREN FORSCHERDRANG PÄDAGOGISCH ANLEITEN UND SIE AUF DIESEM WEGE IMMER WIEDER MOTIVIEREN.
  • DIE IHNEN ÖKOLOGISCHES ODER ÖKONOMISCHES VERANTWORTUNGSBEWUSST SEIN IHRER UMWELT GEGENÜBER VERMITTELN UND NICHT ZULETZT BRAUCHEN KINDER ERWACHSENE, DIE SIE IMMER WIEDER ERMUNTERN UND LOBEN!

Herausgeber

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
Winzererstr. 9
80797 München
Erscheinungsjahr : Juli 2007

Download der Broschüre: "Kinder als Forscher und Entdecker" (pdf 0,4 MB)

Erstellt am 15. September 2011, zuletzt geändert am 15. September 2011

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