Lernen nach Corona: Alles auf Anfang?!

Die Deutsche Telekom Stiftung veröffentlicht die dritte repräsentative Umfrage zum Lernen von 10- bis 16-Jährigen. Im Fokus: Corona-Aufholprogramme und Auswirkungen der Pandemie – Unterstützungsmaßnahmen weitgehend positiv wahrgenommen – Rückkehr zu klaren Vorgaben und klassischen Unterrichtsformen.

Unterricht an deutschen Schulen und auch das Lernen scheinen sich durch die Corona-Krise nicht nachhaltig verändert zu haben. Zwar hat sich die technische Ausstattung an vielen Schulen spürbar verbessert, aber der Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist längst noch nicht Alltag. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung hervor. Die Ergebnisse zeichnen zudem ein vorwiegend positives Bild von den Aufholmaßnahmen, die Schulen und außerschulische Einrichtungen angeboten haben, um Versäumnisse aufzuholen. Kinder und Jugendliche wie auch Eltern zeigen sich tendenziell zufrieden mit der Unterstützung und ihrer Wirksamkeit. Noch verbliebene Lernrückstände bereiten Schülerinnen und Schülern heute weniger Sorgen als noch vor einem Jahr.

Positive Impulse nachhaltig verankern

Für die dritte Erhebung in der Frage, wie 10- bis 16-Jährige lernen, hat das Allensbach-Institut im Herbst 2022 rund 1.000 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen fünf bis zehn sowie rund 500 Eltern mit Kindern dieser Altersgruppe befragt. Mit Blick auf den Einsatz digitaler Medien stellt ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen fest, dass der Unterricht wieder genauso stattfindet wie vor Corona. 44 Prozent sagen, dass nur „noch einige digitale Angebote“ an ihrer Schule gibt. Befragt nach verschiedenen Rahmenbedingungen für das Lernen, spricht sich die Hälfte der Schülerinnen und Schüler für Unterricht ausschließlich in der Schule aus. Mehr als jeder Zweite möchte den Schulstoff weitgehend von den Lehrkräften vermittelt bekommen, und 59 Prozent wollen einen vorgeschriebenen Stundenplan statt eigenständigerer Zeiteinteilung. „Das Bedürfnis nach einem vertrauten Rahmen in dieser unsicheren Weltlage ist absolut verständlich“, sagt Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung. „Es ist aber auch bedauerlich, dass die positiven Impulse aus der Corona-Krise das Lernen offenbar nicht dauerhaft beeinflusst haben. Laut unserer letzten Umfrage 2021 haben viele junge Menschen aus der Zeit von Schulschließungen und Wechselunterricht einen geübteren Umgang mit digitalen Medien, bessere Selbstorganisation, mehr Eigenständigkeit beim Lernen mitgenommen. Hier muss es nun darum gehen, all das nachhaltig zu verankern. Die jetzt vorhandene bessere Technik reicht für gute Bildung nicht aus.“

Verbliebene Lernrückstände bereiten weniger Sorgen

Deutliche Lernlücken nehmen aktuell nur noch 12 Prozent (Vorjahr: 27 Prozent) der Kinder und Jugendlichen bei sich wahr, 47 Prozent meinen, etwas im Rückstand zu sein. Entsprechend machen sich auch weniger von ihnen deswegen Sorgen, nämlich 17 Prozent – statt 38 Prozent 2021. Rund jeder Zweite, der nach eigener Aussage Lernlücken hat, unternimmt heute aktiv etwas dagegen. Das ist mehr als im vergangenen Jahr.

63 Prozent der befragten Eltern wissen um Aufholangebote der Schule ihres Kindes. Nur 16 Prozent sagen, es habe keine gegeben. Zwei Drittel der Eltern geben an, dass ihr Kind vorhandene Angebote genutzt habe. Laut den Kindern und Jugendlichen waren das vor allem Zusatzaufgaben zum Selbstlernen zuhause, Extra-Aufgaben während des Unterrichts, spezielle Vorbereitungsangebote für Arbeiten und Prüfungen sowie Förderunterricht oder AGs, in denen sie Sport, Musik, Theater oder Kunst machen konnten.

Vorwiegend positiv gegenüber Lernangeboten

In ihrer Wirkung werden die Angebote überwiegend positiv gewertet – sowohl von den Kindern und Jugendlichen als auch von den Eltern: 22 Prozent der Schüler und sogar 31 Prozent der Erwachsenen sagen, die Maßnahmen haben sehr geholfen, 64 bzw. 59 Prozent meinen „etwas“. Kaum geholfen haben die Angebote aus Sicht von 9 bzw. 6 Prozent der Kinder und Jugendlichen.

Drei Viertel der Eltern finden es wichtig, dass Kinder und Jugendliche auch in Einrichtungen wie Museen, Büchereien, Vereinen oder Jugendzentren lernen können. Eltern, die ihre Kinder nicht so fördern können, wie sie es sich selbst wünschen, sagen das sogar zu 83 Prozent. Tatsächlich genutzt, um empfundene Versäumnisse aufzuholen, haben Kinder und Jugendliche aber vor allem Sportvereine. Knapp ein Viertel hat dagegen von keiner der abgefragten außerschulischen Einrichtungen Gebrauch gemacht.

Alle Ergebnisse der Umfrage

Quelle

Deutsche Telekom Stiftung, Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe

 

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