Medien ohne Ende – wann ist viel zu viel?

SCHAU HIN!

Medien üben auf Kinder eine große Faszination aus. Das Surfen, Chatten und Spielen ist manchmal so reizvoll, dass viele die Zeit vergessen. Problematisch wird es, wenn die Nutzung so intensiv ist, dass sie dabei andere Aktivitäten und sozialen Kontakte vernachlässigen. SCHAU HIN! rät Eltern, den Medienkonsum ihrer Kinder zu begleiten, Regeln aufzustellen und gemeinsam einzuhalten, auf Anzeichen für ein Übermaß zu achten, das Gespräch zu suchen und Beratungsstellen zu kontaktieren.

Besonders Computerspiele und das Internet, aber auch Smartphones können für Kinder und Jugendliche so reizvoll und spannend sein, dass sie damit gar nicht mehr aufhören wollen. Streit entsteht, weil die Meinungen wie viel Mediennutzung okay ist, bei Eltern und Kindern oft weit auseinander gehen. Dabei nutzen Mädchen und Jungen verschiedene Medien unterschiedlich intensiv. Jungen spielen eher Computerspiele, Mädchen tendieren zur intensiveren Nutzung von sozialen Netzwerken und Chats. Einen Überblick zu bestimmten Nutzungszeiten finden Sie in ausgewählten Studien zur Mediennutzung.

Eltern fühlen sich oft hilflos und wissen nicht genau wie sie damit umgehen sollen, da sie das geänderte Freizeitverhalten ihres Kindes nicht nachvollziehen können und es ihnen schwer fällt zu akzeptieren.

Welche Bildschirmzeiten sind angemessen?

Kinder brauchen auch klare Regeln bei der Mediennutzung. Wir empfehlen folgende Richtwerte

  • bis 5 Jahre: bis eine halbe Stunde am Tag
  • 6-9 Jahre: bis zu einer Stunde am Tag
  • ab 10 Jahre: rd. 9 Stunden pro Woche

Als eine andere Orientierung gilt ein Limit der Medienzeit von 10 Minuten pro Lebensjahr am Tag oder 1 Stunde pro Lebensjahr in der Woche. Für Kinder ab 10 Jahren bietet sich das Wochenkontingent an, das sich Kinder ähnlich wie beim Taschengeld zunehmend selbstständig einteilen können.

Was ist zuviel Mediennutzung?

Ab wann Eltern die Mediennutzung ihres Kindes als bedenklich einstufen, ist bei jedem Kind individuell verschieden. Dabei zählen neben der Häufigkeit der Nutzung auch die Motivation dahinter z.B. Langeweile vertreiben, im Kontakt mit Freunden sein oder aktuelle Ereignisse mitbekommen. Hinweise darauf, dass die Mediennutzung zu viel wird, sind die Vernachlässigung von Schulpflichten, der Rückzug von anderen Aktivitäten und Interessen oder aus Freundschaften sowie starke Launenhaftigkeit oder Gereiztheit.

Checkliste

Die EU-Initiative klicksafe.de bietet eine Checkliste, die Eltern erste Anhaltspunkte geben kann, ob ihr Kind gefährdet ist. Wenn drei oder mehr Merkmale zutreffen, sollten Eltern reagieren und gegebenenfalls professionelle Hilfe suchen.

  • die Gedanken des Kindes kreisen auch bei anderen Beschäftigungen ständig um Computer, Internet oder Spielkonsole

  • das Kind spielt und surft bis tief in die Nacht

  • dem Kind fällt es schwer, die Zeit vor dem Bildschirm zu begrenzen

  • das Kind reagiert gereizt, wenn es auf Computer, Internet oder Spielkonsole verzichten muss

  • es zieht sich immer mehr von Familie und Freunden zurück

  • Internetnutzung verdrängt andere Interessen und Hobbies

  • die Leistungen in der Schule haben sich deutlich verschlechtert

  • das Kind verzichtet auf Mahlzeiten, um am Computer zu bleiben

  • es hat stark ab- oder zugenommen und wirkt übermüdet

  • das Kind reagiert Gefühle wie Ärger oder Frust mit Computerspielen ab

Was können Eltern tun?

Wichtig ist, dass sich Eltern dafür interessieren was genau ihre Kinder im Netz machen, welche Seiten sie mögen oder welche Spiele sie spielen. Da hilft es, wenn Eltern ihre Kinder von Anfang an begleiten und frühzeitig über die Risiken, aber auch die vielfältigen Möglichkeiten der Mediennutzung aufklären sowie gemeinsam Medien ausprobieren und sie kritisch einschätzen. Eltern können mit ihrer eigenen Mediennutzung ein gutes Vorbild für ihr Kind sein und sich auch einmal selbst kritisch fragen, wie oft sie welche Medien wozu nutzen.

Oft beginnt eine extreme Mediennutzung nicht plötzlich, sondern es gibt erste Anzeichen. Wenn Kinder beispielsweise lernen ihre Langeweile vor allem durch Computer spielen oder Fernsehen zu vertreiben. Hier sind Eltern gefragt ihrem Kind zusätzlich zu den Medien ausreichend Zuwendung, Auseinandersetzung und Aktivitätsmöglichkeiten mit Familie und Freunden zu schaffen, um sich möglichst vielfältig zu erproben und einen kreativen Prozess ihrer Kinder zur Freizeitgestaltung zu unterstützen.

Tipps im Überblick

  • Feste Regeln: Bei jüngeren Kindern sollten Eltern darauf achten, dass ein tägliches Maß bei der Mediennutzung nicht überschritten wird. Bei älteren Kindern können sie zusammen mit ihrem Kind ein wöchentliches Zeitkontingent für Internet, TV und Handy festlegen, das es sich selbst einteilt. Wichtig ist hier, dass die aufgestellten Regeln eingehalten werden. Dabei hilft auch, Regeln verbindlich zu vereinbaren und festzuhalten, etwa in einem Mediennutzungsvertrag.
  • Kein grundsätzliches Verbot: Bestimmte Medien nur vorübergehend verbieten, denn diese sind oft wichtig für soziale Kontakte des Kindes, vor allem soziale Netzwerke und mobile Messenger.
  • Vorbild sein: Eltern sollten mit gutem Beispiel ihren Medienkonsum maßvoll gestalten. Anhaltspunkte, um die eigene Mediennutzung zu reflektieren, bietet ein Elterntest.
  • Abwechslungsreiche Freizeitgestaltung: Kinder sollten unterschiedliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenlernen und Mediennutzung nicht als Lösung von Langeweile einsetzen. Unsere kostenlose SCHAU HIN!-App bietet über 100 Spielideen in einem Spielomat.
  • Professionelle Hilfe: Haben Eltern Anhaltspunkte für eine „Mediensucht“ bei ihren Kindern oder führt die Mediennutzung zu lang anhaltenden und heftigen Konflikten, können Eltern auch Beratung suchen, passende Stellen finden sie in unserem Initiativenatlas und bei Beratungsstellen vor Ort.
     

Quelle und weitere Informationen

SCHAU HIN!

Erstellt am 1. April 2015

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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