Tablets und Kleinkinder: Kindermedienschutz in der Altersgruppe der unter Sechsjährigen

Marlen Korn
Korn Marlen

Immer mehr Haushalte verfügen über ein Tablet, das auch schon von den Jüngsten genutzt wird. Vor allem kleine Kinder sollten digitale Medien anfangs nur in Begleitung ihrer Eltern nutzen. Sowohl Geräte als auch App-Shops bieten zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten, um den Schutz für Kinder zu erhöhen. Indem Eltern ihr Kind anleiten, können sie auf Fragen eingehen, ihm mit zunehmendem Alter unterschiedliche Funktionen erklären und Sicherheitsregeln vermitteln.

Kinder begleiten und altersgerechte Angebote auswählen

Zwar nutzen Kleinkinder Tablets scheinbar intuitiv, doch das bedeutet nicht, dass sie sich den Risiken bewusst sind und kompetent damit umgehen. Deswegen ist das Herunterladen von Apps immer Elternangelegenheit und die Auswahl altersgerechter Angebote wichtig. Eltern sollten die AGB bzw. Datenschutzrichtlinien lesen und App-Berechtigungen kritisch hinterfragen. Ob eine App Werbung oder In-App-Käufe enthält, wird in den Zusatzinformationen in den App-Shops angegeben. Beides ist für Kinder unter 6 Jahren nicht zu empfehlen. Auch das Lesen der Kommentare sowie die Altersangaben im Store können bei der ersten Beurteilung hilfreich sein. Aber Achtung: Die Altersangaben in den App-Stores sind keine pädagogischen Empfehlungen!

Eine gute Kinder-App verlangt nur die nötigsten Berechtigungen, ist leicht zu bedienen und ansprechend gestaltet, enthält keine ängstigende oder ungeeignete Werbung und verzichtet auf Verlinkungen, die Kinder aus der App heraus, beispielsweise in einen Shop, führen. Idealerweise testen Eltern die App vollständig, bevor sie sie gemeinsam mit den Kindern entdecken. Empfehlenswerte und geprüfte Kinder-Apps finden Eltern auf www.app-tipps.net.

Mobile Geräte kindersicher einstellen

Insbesondere bei mobilen Geräten wie Tablet oder Smartphone ist es wichtig, dass Eltern sich mit den systemeigenen Funktionen beschäftigen und entsprechende Sicherheitseinstellungen gezielt vornehmen. Der Funktionsumfang und die spezifischen Einstellungsmöglichkeiten hängen vom Endgerät, vom Betriebssystem und der jeweiligen Versionsnummer ab. Grundsätzlich gibt es aber für alle Geräte- und Systemtypen Möglichkeiten, entsprechende Sicherheitseinstellungen vorzunehmen: Am Gerät selbst, durch Beschränkungen in den App-Stores oder durch Installation einer Jugendschutz-App. Denn Risiken können sich sowohl durch den mobilen Internetzugang als auch durch bestimmte Apps oder Geräte-Funktionen ergeben.

Vor allem in vermeintlich kostenfreien Apps gibt es häufig In-App-Käufe und Werbung, die für Kinder nicht immer als solche erkennbar sind. Haben Eltern keinen Passwortschutz eingestellt, können leicht hohe Kosten entstehen. Um unerwünschte Käufe zu verhindern, sollten Eltern Bezahlschranken einrichten, indem sie In-App-Käufe deaktivieren (iOS) bzw. mit einem Passwortschutz versehen (Android). Innerhalb der App-Shops können weitere Jugendschutzeinstellungen vorgenommen werden.

Damit das Kind nicht ungefragt das Gerät benutzt oder versehentlich ins Internet gelangt, empfehlen sich die Einrichtung einer Bildschirmsperre (z.B. Pin-Code) sowie die Deaktivierung nicht notwendiger Funktionen (z.B. GPS, WLAN oder Bluetooth). Ortungs-/Standortdienste sollten deaktiviert werden, um die Übermittlung des Standortes zu verhindern. Je nach Gerät und Betriebssystem gibt es zudem Möglichkeiten, den Zugriff auf bestimmte Apps zu begrenzen (z.B. Eingeschränktes Nutzerkonto bei Android oder Geführter Zugriff bei iOS).

Eine gute Übersicht über die wichtigsten Sicherheitseinstellungen zu iOS und Android finden Eltern auf www.surfen-ohne-risiko.net/mobil.

Technischen Jugendschutz nutzen

Noch gibt es keine anerkannten Jugendschutz-Apps. Trotzdem lassen sich die Risiken durch die Installation entsprechender Programme minimieren und sind insbesondere für Kleinkinder sinnvoll. Jugendschutz-Apps bieten verschiedene Funktionen: Webfilter, Nutzungseinschränkungen, Protokoll- oder Überwachungsfunktionen sowie Zeitkontrolle. Oft sind diese Möglichkeiten auch in einer App kombiniert. Die kostenlose App „Meine Startseite“ sichert zum Beispiel das Internet auf mobilen Geräten mit einem Klick ab. In diesem Modus können Kinder nur auf vorab geprüften Seiten (sogenannte Whitelist) surfen, die im KinderServer freigegeben sind (www.kinderserver-info.de).

Regeln vereinbaren und im Gespräch bleiben

Eltern sollten von Beginn an klare Online-Zeiten mit ihren Kindern vereinbaren und ihnen auch alternative Beschäftigungen aufzeigen. Kinder sollen Medien als eine Möglichkeit unter vielen begreifen lernen. Das Tablet hat also ganz selbstverständlich auch mal Sendepause. Hier sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, denn wenn Mutter oder Vater ständig auf ihr Smartphone schauen, ist es für Kinder schwer nachvollziehbar, warum sie das nicht auch dürfen.
Wichtig ist außerdem, dass sich das Kind bei Problemen jederzeit an die Eltern wenden kann, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Zum Beispiel bei versehentlich getätigten Käufen oder wenn es im Netz auf Inhalte gestoßen ist, die es verunsichern.

Weiterführende Links

Stand März 2016

Autorin

Marlen Korn
Referatsleitung „Internet für Kinder“ bei jugendschutz.net

Website

eingestellt am 13. April 2016

 

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