Wie viel krank ist noch gesund? Häufige banale Infekte sind bei Kleinkindern normal

Deutsches Grünes Kreuz

“Ständig hat mein Kind Schnupfen oder eine Erkältung.” Angesichts wiederholter Infektionen fragen sich manche besorgte Eltern, ob das Immunsystem ihres Sprösslings in Ordnung sei. Meist besteht jedoch kein Grund zur Sorge, denn nur selten ist eine Erkrankung des Immunsystems der Grund für häufige Infekte.

Acht bis zwölf Infektionen pro Jahr halten Experten bei Säuglingen und Kleinkindern für normal. Diese Häufigkeit bedeutet nicht, dass das kindliche Immunsystem unreif ist. Es ist aber noch “unerfahren” und muss sich erst mit den verschiedenen Keimen auseinander setzen, damit es in Zukunft schnell auf die Erreger reagieren kann.

Dass sich Säuglinge durchaus gegen krankmachende Eindringlinge zu wehren wissen, zeigt beispielsweise die Anzahl der weißen Blutzellen: Neugeborene besitzen deutlich mehr Leukozyten als Erwachsene. Zudem erhält das Kind in den ersten Monaten seines Lebens Starthilfe. Schon ab dem vierten Schwangerschaftsmonat werden mütterliche Antikörper gegen viele – aber nicht gegen alle – Krankheiten, die die Mutter durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft ist, an das Kind weitergegeben. Am Ende des neunten Schwangerschaftsmonats liegen dann bestimmte Antikörpertypen (IgG) beim Kind sogar in höherer Konzentration vor als bei der Mutter. Frühgeborene bekommen allerdings weniger Antikörper übertragen und sind daher infektanfälliger.

Nach der Geburt nimmt das Kind weitere Antikörper durch die Muttermilch auf. Besonders die erste Milch (Kolostrum) ist sehr reich an Immunglobulin A (IgA). Diese Immunglobuline bleiben lange im Darm des Säuglings stabil und schützen ihn vor Darminfektionen. Ob sie auch gegenüber Infektionen der oberen Luftwege schützen, ist zurzeit noch umstritten. Andere Immunglobulintypen sind in deutlich geringeren Mengen in der Muttermilch vorhanden und werden außerdem im Darm abgebaut, so dass sie keinen Schutz vor Infektionen bieten können. Die von der Mutter übertragenen Antikörper werden ebenfalls im Laufe der Zeit abgebaut. Ein Tiefpunkt wird im sechsten Lebensmonat erreicht. Danach bildet das Kind zunehmend eigene Antikörper gegen die Keime, mit denen es in Kontakt kommt.

Wenn der mütterliche Schutz nachlässt, häufen sich die Infekte, vor allem solche der oberen und unteren Atemwege. Aber auch immer wiederkehrende fieberhafte Infekte, oft ohne erkennbare Ursache, sind nicht selten.

Tatsächlich liegen nur in sehr seltenen Fällen Immunstörungen vor. Wenn das Kind chronisch krank ist, schlecht gedeiht, ungewöhnliche Infekte mit schweren Verläufen wiederholt auftreten und diese auch nur schlecht zu behandeln sind, sollte natürlich abgeklärt werden, ob das Immunsystem gesund ist. Sollte die Immunabwehr tatsächlich durch einen genetischen Fehler oder eine andere Ursache geschädigt sein, bietet rechtzeitiges Erkennen die Möglichkeit zur Therapie.

Quelle

  • Informationsdienst das gesunde Kind 2002, 36, Ausgabe 11/12, S. 2

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Erstellt am 26. November 2002, zuletzt geändert am 29. März 2010
 

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