Autismus: Kleinkinder reagieren selektiv auf Geräusche

Eine frühzeitige Diagnose von Autismus ist sehr wichtig, um betroffene Kinder bestmöglich fördern zu können. Eltern können durch aufmerksames Beobachten evtl. schon erste Anzeichen Ende des ersten Lebensjahres und im Kleinkindalter bemerken, wie z.B. ungewöhnliches Verhalten gegenüber Geräuschen.

„Säuglinge reagieren mit der Zeit auf ihren Namen und richten ihre Aufmerksamkeit in Richtung der Person, die ihn gerufen hat. Ein Kind mit Autismus wendet sich nicht oder nur selten zu einem Elternteil, wenn es seinen Namen vernimmt. Es kann aber plötzlich den Blick zum Fernseher richten, wenn dieser eingeschaltet wird. Eltern eines Kindes mit Autismus vermuten oft fälschlicherweise, dass ihr Kind ein Hörproblem hat“, beschreibt Dr. Monika Niehaus vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ein mögliches Anzeichen von Autismus. „Eltern sollten ihrem Kinder- und Jugendarzt in jedem Fall darüber berichten“, ergänzt sie.

Amerikanische Forscher haben neben der häufig fehlenden Reaktion auf das Rufen der Eltern noch weitere mögliche frühe Zeichen von Autismus ermittelt. So tritt ein Kleinkind, das später die Diagnose „Autismus“ erhält, ihren Erfahrungen zufolge seltener in Interaktion mit anderen. Wenn die Mutter bzw. der Vater beispielsweise auf ein Objekt schauen und mit dem Finger darauf deuten, damit das kleine Kind ihren Blicken folgt, wendet es normalerweise seinen Kopf auch dorthin. Das Baby blickt abwechselnd zu seinen Eltern und dann wieder zum gezeigten Objekt. Diese frühe Form der Kommunikation fehlt aber den meisten Kindern mit Autismus. Ähnlich verhält es sich mit dem Nachahmen von Grimassen, Tönen oder Gesten, wie Winken, Klatschen oder Ähnlichem. Auch diese Verhaltensweise zeigen Kinder mit Autismus kaum. „Betroffene Kinder scheinen teilweise abgekapselt in ihrer eigenen Welt zu leben und ihre Umwelt wenig zu registrieren. Es kann auch so wirken, als seien sie wenig mitfühlend. Denn Kinder mit Autismus zeigen u.a. wenig Reaktion, wenn sie ein anderes Kind weinen sehen“, so Dr. Niehaus. Ein weiteres typisches Merkmal betroffener Kinder ist es, dass ihnen die Fähigkeit zu Rollenspielen abgeht. Das "So tun, als ob" entwickelt sich bei „normalen“ Kindern in der Regel am Ende des zweiten Lebensjahres. Kinder mit Autismus spielen im Unterschied dazu vorwiegend mit bestimmten Spielsachen, konzentrieren sich nur auf diese oder achten z.B. zwanghaft auf die Bewegung ihrer Hände.

Bei den oben genannten Verhaltensweisen sollten Eltern ihren Kinder- und Jugendarzt ansprechen. Autistische Störungen sind Entwicklungsstörungen, die u.a. durch Verzögerungen und Unterschiede in den sozialen und kommunikativen Verhaltensweisen gekennzeichnet sind. Schwere und Ausprägung der Erkrankung können von Person zu Person stark variieren.

Quelle

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.

eingestellt am 17.10.2016

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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