Kinder und Heranwachsende zur natürlichen Ernährung führen

Geoff Bond

Die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Heranwachsenden werden oft übertrieben dargestellt. Für ihre Größe essen sie eine ganze Menge, aber es besteht keine Notwendigkeit, deswegen von der natürlichen Ernährungsweise abzuweichen. Das bei weitem größte Problem ist, sie vom Verzehr schlechter Nahrungsmittel abzuhalten!

Wir können uns nicht den kleinen Holländer, der das Loch im Deich mit seinem Finger abdichtete, zum Vorbild nehmen und die Fluten der Junkfood-Gesellschaft zurückhalten. Nehmen Sie gelassen hin, dass Ihr Kind ab und zu etwas von diesen Dingen isst, aber resignieren Sie deswegen nicht! Sorgen Sie dafür, dass es zu Hause natürlich isst. So wie Ballast ein Schiff vor dem Kentern bewahrt, braucht Ihr Kind Ballaststoffe für eine ausgeglichene Gesundheit. Wenn dies sichergestellt ist, wird es die Fastfood-Eskapaden relativ unbeschadet überstehen.

Vermeiden Sie es, mit solcher Nahrung dem Kind eine Freude machen zu wollen, und setzen Sie sie keinesfalls als Belohnung ein. Sollten Sie Bonbons als Anreiz einsetzen, schneiden Sie sich damit ins eigene Fleisch.

Setzen Sie niemals minderwertige Nahrungsmittel als Belohnung oder Anreiz ein.

Vielmehr sollten Sie erklären, wie schädlich, ja sogar giftig minderwertige Nahrungsmittel sind. Kinder akzeptieren es, anders als ihre Altersgenossen zu sein, wenn sie es als ihr ureigenes Glaubenssystem vermittelt bekommen. Man muss ihnen nur überzeugende Argumente an die Hand geben, die sie einsetzen können, wenn ihre Ernährungsgewohnheiten in Frage gestellt werden. … Machen Sie ihnen klar, dass sie sich auf eine Weise ernähren, die ihnen nicht nur alle nötigen Nährstoffe liefert, sondern sie vor den Mangelkrankheiten ihrer Altersgenossen bewahrt.

Nutzen Sie alle Möglichkeiten. Lenken Sie, falls nötig, die Aufmerksamkeit diskret auf Anzeichen von Mangelerkrankungen, Fehlernährung und übertriebener Verhätschelung der Altersgenossen: schlechte Haltung, Akne und Pickel, ständige Erkältungen und grippale Infekte, stumpfe, glanzlose Augen, Allergien und Ekzeme, schlechter Atem und Körpergeruch, fehlende Leistungsbereitschaft und Übergewicht. Möglicherweise finden Sie es bedenklich, so an das Problem heranzugehen, aber Sie sollten berücksichtigen, dass Ihr Kind Versuchungen ausgesetzt ist, die eher noch verführerischer sind als die des Drogendealers in Ihrem Viertel.

Heißt das, Ihr Kind sollte niemals Hamburger, Cola, Eiskrem oder Süßigkeiten bekommen? Natürlich nicht! Es wird weiterhin auf Geburtstagspartys und Schulbälle gehen und sich mit seiner Clique im nächsten Fastfood-Restaurant treffen. Es wird zur Szene gehören wollen. Wenn Sie Ihren Job gut gemacht haben, besitzt Ihr Kind genügend Selbstdisziplin, Selbstvertrauen und soziales Geschick, um den potenziellen Schaden gering zu halten.

Zu Hause haben Sie eisern dafür zu sorgen, dass die richtigen Nahrungsmittel ständig griffbereit sind. Obst, Gemüse und Salate müssen stets bereitliegen. Selbst gekochte Gerichte wie Gemüseeintopf und Ratatouille sollten im Kühlschrank und in der Kühltruhe jederzeit verfügbar sein. Legen Sie Vorräte mit tiefgefrorenen Gemüseburgern, Würstchen aus Soja-Eiweiß und fettem Fisch an. Nehmen Sie – in Konserven – Lachs, Sardinen und Thunfisch auf Lager, dazu Tomaten und gebackene Bohnen sowie Gemüsearten wie Palmenherzen, Artischockenherzen und Wasserkastanien.

In anderen Worten: Ihre Speisekammer sollte, den Grundsätzen der natürlichen Ernährung entsprechend, gut bestückt sein. Wasser sollte weiterhin das hauptsächliche Getränk bleiben. Bieten Sie kohlensäurehaltiges Wasser mit einem Spritzer Zitrone an. Stellen Sie Ihre eigene Limonade her (ohne Zucker!). Später ist gegen gekühlten oder anderen Tee nichts einzuwenden. Schließlich sollten Sie nicht vergessen, dass Kinder Vorbilder brauchen. Wenn sie von frühester Kindheit an beobachten können, wie sich ihre Eltern natürlich ernähren, werden sie dies für ganz normal halten und nachahmen wollen.

Gewöhnen Sie Ihr Kind daran, dass es zu Hause genügend isst und immer etwas Gesundes mitnimmt, wenn es aus dem Haus geht. Minderwertige Nahrungsmittel sollten Sie nie im Haus haben. Kaufen Sie niemals Plätzchen, Kuchen, Bonbons, Hamburger, Hot Dogs, Eiskrem, Pizzas oder Fertiggerichte. Cola, Fruchtsäfte oder Limonaden mit Kohlensäure sollten Sie ebenfalls nie im Haus haben.

Was ist mit Würzmischungen? Manche Kinder essen angeblich nur dann Gemüse, wenn man es in Ketschup badet. Wenn das hilft, ist nichts dagegen einzuwenden. Ketschup guter Qualität (lesen Sie die Liste der Inhaltsstoffe) ist keine so schlechte Gewürzmischung. Sein hauptsächlicher Nachteil ist der Zuckergehalt. Doch für alle, die natürlich essen, ist Ketschup in bescheidenen Mengen ein kleiner und verzeihlicher Fehler. Besser ist es, eigenes Ketschup gemäß den Grundsätzen von Natural Eating herzustellen (…). Das Gleiche gilt auch für andere fertige Soßen (lesen Sie die Liste der Inhaltsstoffe!).

Auf jeden Fall sollten Sie Kräuter und Gewürze verwenden, denn sie besitzen jede Menge gesunde Wirkstoffe (daher auch ihr eindringlicher Geschmack und Geruch). Wir sind heute in der glücklichen Lage, in den Supermärkten eine riesige Auswahl an Kräutern und Gewürzen vorzufinden. Oft sind sie in Töpfen oder zumindest frisch geerntet erhältlich. Gewöhnen Sie sich an, all Ihre Gerichte kräftig zu würzen. Entwöhnen Sie sich und Ihre Familie von industriell hergestellten und minderwertigen Saucen.

Quelle

Aus: Geoff Bond: Natural Eating. Natürlich fit und gesund – essen, was der Körper wirklich braucht. München: Beust Verlag 2001, S. 183-187 (ISBN 3-89530-064-0, EUR 24,90). Mit freundlicher Genehmigung des Beust Verlags.

Autor

In den 1960er Jahren studierte Geoff Bond Naturwissenschaften an der London University. Sein Konzept der Nahrungsmittelanthropologie entwickelte er im Laufe seiner zahlreichen Reisen und Aufenthalte in allen Erdteilen. So widmete er sich z.B. anthropologischen und evolutionären Studien der Fulani in Nigeria, der Berber in Nordafrika und der Aborigines Australiens, in denen er besonders die Ursprünge und Entwicklung des Essverhalten dieser Naturvölker analysierte.
 

Erstellt am 11. Juni 2002, zuletzt geändert am 11. Juni 2002

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