Hygiene im Familienhaushalt

Dr. med. Edeltrud Dietlein und Prof. Dr. med. Martin Exner
 

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Aufgrund demographischer Veränderungen hat die Hygiene im Familienhaushalt zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es werden Ziele der Hygiene in diesem Bereich erläutert und mögliche Infektionsquellen aufgeführt. Auf diesen Kenntnissen aufbauend wird erklärt, wo und wie man sich im privaten Umfeld vor Infektionen schützen kann und warum und welche Hygienemaßnahmen hier sinnvoll sind. Die Händehygiene wird als einfach durchzuführende und besonders effektive Maßnahme betont.

1. Quellen und Verbreitung von Krankheitserregern im Haushalt

Infektionskrankheiten sind weltweit eine der Haupttodesursachen und begründen ca. 4 % der Todesfälle in den entwickelten Ländern (Bloomfield et al. 2006). Der Hygiene im Haushalt ist jedoch erst in den letzten zwei Jahrzehnten die erforderliche Aufmerksamkeit zuerkannt worden. Dennoch können im häuslichen Bereich Infektionen übertragen werden. Ursache hierfür ist, dass in zunehmendem Maße auch im häuslichen Umfeld Patienten ambulant gepflegt werden und der Anteil an alten Menschen, die infektionsgefährdet sind, aufgrund der demographischen Veränderungen deutlich zunimmt (Bloomfield, Exner, Dietlein 2008, Scott et al. 2010). Darüber hinaus sind Haushalt und Familie die zentralen Elemente einer Gesellschaft, da eine dynamische Interaktion zwischen Haushalt, seinen Mitgliedern und kommunalen Einrichtungen wie Schulen, Arbeitsplätzen und Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung besteht. Vor diesem Hintergrund ist erkannt worden, dass der Hygiene im Haushalt wieder ein verstärkter Stellenwert zuerkannt werden muss und dass eine gemeinsame Verantwortlichkeit hierzu in Familie / Hauhalt und Gesellschaft von Bedeutung ist (Bloomfield et al. 2009).

Ziel der Hygiene im Haushalt ist nicht die Beseitigung aller Mikroorganismen, sondern die Reduktion auf einen Umfang, in dem sie nicht mehr infizieren bzw. die Inaktivierung von Krankheitserregern. Im Haushalt sind Risikobereiche von Nicht-Risikobereichen zu unterscheiden. Ersteren sollte im Sinne eines risikobasierten Ansatzes als Strategie der gezielten Hygiene (sog. targeted hygiene) besondere Aufmerksamkeit zukommen (Bloomfield et al. 2006, Bloomfield 2007, Bloomfield et al. 2008). Wir müssen lernen einzuschätzen, wann im täglichen Umgang hygienische Reinigungsmaßnahmen gezielt an welchen Orten erforderlich sind. Durch gezielte Hygiene wird der Schutz gegen Infektionskrankheiten maximiert und gleichzeitig die Exposition gegenüber gesundheitlich nicht relevanten Mikroorganismen im Sinne der Hygiene-Hypothese (Stimulation eines gesunden Immunsystems) weiterhin gewährleistet (Bloomfield et al. 2008).

Zu möglichen Infektionsquellen im Haushalt zählen belebte und unbelebte Quellen (Reservoire). Zu den belebten Quellen zählen Familienmitglieder, aber auch Haustiere, zu unbelebten Quellen die Kontaktflächen, Lebensmittel, Feuchtigkeitsreservoire sowie Haushaltsutensilien.

Die Infektionsübertragung im Haushalt kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:

  • Der direkte Kontakt zwischen Menschen und Tieren über die Hände ist ein häufiger Infektionsweg.
  • Die Bakterien des eigenen Körpers können durch Schmierinfektion, wenn sie in primär unbesiedelte Körperbereiche gelangen, zu Infektionen führen; hier spielt die persönliche Hygiene bei der Vermeidung eine wichtige Rolle.
  • Durch verunreinigte Lebensmittel können Magen-Darm-Infektionen übertragen werden.
  • Es besteht die Möglichkeit der indirekten Übertragung über Flächen; viele Krankheitserreger können auf Oberflächen über einen genügend langen Zeitraum überleben, um unter bestimmten Umständen ein Infektionsrisiko darzustellen (Bloomfield und Scott 1997). Insbesondere die Kontaktflächen für Hände und Lebensmittel sowie Reinigungsutensilien spielen eine große Rolle.
  • Eine Infektionsübertragung über die Luft durch Hautschuppen oder Tröpfchen beim Niesen, Husten oder Sprechen ist ebenfalls möglich.
  • Insekten und Haustiere können eine Rolle bei der Infektionsübertragung im Haushalt spielen.

Das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Infektionsdosis (Anzahl der übertragenen Erreger),
  • krankmachendes Potential des Erregers (Virulenz),
  • Anfälligkeit des Wirtes: Neugeborene/ Säuglinge, alte Menschen, schwangere Frauen und Personen mit geschwächter Immunabwehr tragen ein erhöhtes Infektionsrisiko,
  • Wohndichte im Haushalt.

Die Verringerung der Anzahl möglicher Krankheitserreger kann durch nachfolgende Maßnahmen erreicht werden:

  • Reinigung: Händewaschen; Reinigung von Koch- und Essutensilien sowie Flächen.
  • Hitze: bei Wäsche, Reinigungsutensilien, Lebensmitteln.
  • Chemische Desinfektionsmittel.

2. Händehygiene

Auf der menschlichen Haut kommen verschiedene Bakterien als normale Hautflora vor. Wir bezeichnen sie als residente Hautflora (konstante hauteigene Flora). Diese übernimmt eine gewisse Schutzfunktion, weil sie dem Ansiedeln von Krankheitserregern entgegenwirkt.

Die so genannte transiente Hautflora (Kontaktflora) kommt nur zeitweise und bei einem Teil der Menschen auf der Haut vor; sie wird aus der belebten oder unbelebten Umgebung ständig neu erworben. Ein Beispiel hierfür wäre das Vorkommen von Staphylococcus aureus-Bakterien im Nasenvorhof. Je nach Kontakt zu unserer Umwelt – Umgebung, Mitmenschen, Tiere – verändert sich folglich unsere Keimflora in Menge und Zusammensetzung. Und damit ändert sich auch das Risiko, potentielle Infektionserreger zu erhalten und weiter zu geben, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Die Hände sind einerseits der wichtigste Übertragungsweg für Infektionskrankheiten. Somit ist andererseits die Händehygiene die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern. Dieser Infektionsweg ist nämlich am leichtesten zu kontrollieren – vorausgesetzt, die Händehygiene wird regelmäßig und verständlich geschult; dies sollte bereits im Lehrplan der Schulen verankert sein (Bloomfield et al. 2008). S. Bloomfiled (2007) beschreibt das risikobasierte Hygienemanagement im häuslichen Umfeld im Detail; hier werden über eine Risikoabschätzung, die auf der Bewertung mikrobiologischer Daten im Infektionsübertragungskreislauf basiert (Grad / Häufigkeit einer Kontamination und Wahrscheinlichkeit der Übertragung), kritische Kontrollpunkte bestimmt: Hände, Hand- und Lebensmittel-Kontaktflächen und Reinigungsutensilien/Handtücher. Durch Kontakt mit kontaminierten Flächen bzw. Gegenständen wie z.B. rohen Lebensmitteln, Nase oder Toiletten werden die Hände mit der so genannten Transientflora, die potentielle Krankheitserreger enthält, besiedelt.

Der Übertragung auf Mund, Augen oder Nase kann effizient durch adäquates Händewaschen entgegen gewirkt werden. Im überwiegenden Teil der Fälle genügt es, im Haushalt die Hände gründlich mit Seife zu waschen. Das heißt, eine alkoholische Händedesinfektion ist nur in Ausnahmefällen – beispielsweise bei Anwesenheit von infektiösen Mitbewohnern/ Tieren oder bei immungeschwächten Familienangehörigen – erforderlich. Ein Händewaschen ist unbedingt zu empfehlen:

  • nach der Benutzung der Toilette,
  • nach dem Kontakt mit Haustieren und deren Utensilien,
  • nach Kontakt mit anderen Menschen,
  • vor dem Essen,
  • vor dem Kontakt mit Lebensmitteln, während der Zubereitung von Speisen,
  • nach dem Kontakt mit Körperflüssigkeiten,
  • bei sichtbarer Verschmutzung,
  • vor Verabreichung von Medikamenten,
  • vor und nach dem Wechseln von Verbänden,
  • vor dem Einsetzen von Kontaktlinsen,
  • nach kontaminationsträchtigen Tätigkeiten (z.B. Reinigen der Toilette, Zubereitung von rohem Fleisch, Eiern),
  • nach dem Spielen auf dem Fußboden oder im Freien.

Zum adäquaten Händewaschen gehören:

  • Wasser von Trinkwasserqualität in ausreichender Menge/ fließendes Wasser, Seife und
  • das anschließende komplette Abtrocknen der Hände mittels sauberem Handtuch.

Um die Keimzahl ausreichend zu reduzieren, ist eine Waschzeit von 30 Sekunden bis 1 Minute nötig. In den Waschprozess müssen auch Daumen, Handrücken und Fingerkuppen – Nagelbereiche! – sowie Zwischenfingerbereiche mit einbezogen werden. Auf die Verwendung von hautverträglichen Seifenprodukten, die als Flüssigseife leichter auf den Händen verteilt werden kann, ist zu achten.

Das sorgfältige Abtrocknen mittels regelmäßig zu wechselnden Handtüchern wirkt ebenso wie die Anwendung von Hautpflegecremes aus Tuben dem Austrocknen entgegen. Handtücher sind nach Benutzung zum Trocknen aufzuhängen. Kurze Fingernägel erleichtern die Händehygiene. Regelmäßiges konsequentes Händewaschen ist einer der besten Wege, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern.

Sollte in Ausnahmefällen eine hygienische Händedesinfektion erforderlich sein, sind ca. 3 ml eines alkoholischen Händedesinfektionsmittels in beide trockenen Hände zu geben und gleichmäßig über mindestens 30 Sekunden einzureiben. Wasser und Seife dürfen erst im Anschluss hieran genommen werden, weil sonst der Desinfektionsprozess vorzeitig gestoppt würde.

3. Haushaltshygiene und Kontaktflächen

Je nach unterschiedlichem Reservoir sind verschiedene hygienische Vorgehensweisen erforderlich, um einer Verbreitung von Erregern entgegen zu wirken.

Grundsätzlich gilt, dass Flächen im Haushalt, die sicher mittels Wasser – bevorzugt heißem – und Reiniger gesäubert und anschließend getrocknet werden können, nicht desinfiziert werden müssen. Die mechanische Komponente bei der Reinigung, beispielsweise mittels Bürsten oder gründlichem Reiben, ist hierbei für den Effekt entscheidend.

Utensilien für die Nassreinigung wie Spüllappen, Wischlappen, Mops, Waschlappen müssen jedes Mal nach Gebrauch – mindestens jedoch täglich – in einen hygienisch reinen und nicht nur optisch sauberen Zustand zurückversetzt werden. Dies kann beispielsweise durch Waschen in der Waschmaschine bei mindestens 60°C oder Auskochen erfolgen. Das Auswaschen mit Seife und Wasser ist relativ unwirksam (Scott und Bloomfield 1990). Beispielsweise sind Schwämme, die nicht waschbar sind und nach der Benutzung lange Zeit zum Trocknen benötigen, für den Küchenbereich nicht geeignet.

Für die verschiedenen Haushaltsbereiche wie Bad und Küche sind getrennte bzw. frisch gewaschene Wischlappen zu benutzen. Ein anschließendes Trocknen der Utensilien nach dem Waschen und Benutzen ist zwecks Verhinderung der Vermehrung der übrig gebliebenen Organismen bei Raumtemperatur besonders wichtig.

Die Anwendung von Desinfektionsmitteln – die zum Abtöten von Mikroorganismen und nicht nur zur Reduktion der Keimzahl wie bei der Reinigung führt – sollte auf Ausnahmen wie unsicher zu reinigende Flächen oder bei Anwesenheit von infektiösen (z.B. Durchfall, Erbrechen, Träger resistenter Erreger wie von multiresistenten Staphylococcus aureus-Stämmen) oder abwehrgeschwächten (z.B. HIV, Leukämie) Familienmitgliedern beschränkt bleiben.

Desinfektion bietet jedoch nur eine zusätzliche Sicherheit, wenn sich der Anwender mit der Auswahl und dem Gebrauch von Desinfektionsmitteln auskennt (Desinfektionsmittel-Liste des VAH). Es sollten bevorzugt die Kontaktflächen für Hände und Lebensmittel sowie stark mit Körpersekreten wie z.B. Erbrochenem kontaminierte Bezirke (nach vorheriger Reinigung) desinfiziert werden. Auf die Händedesinfektion nach Entfernung von starken Verunreinigungen ist besonders zu achten. Gegebenenfalls sind Einweghandschuhe zu tragen.

Teppiche bzw. Teppichböden sollten regelmäßig gesaugt werden. Sie sind bei Allergikern und Immundefizienten als ungünstiger Bodenbelag zu bewerten.

Generell gilt, dass das ausreichende und regelmäßige Lüften dem Keimwachstum – beispielsweise der Schimmelpilzbildung – in Feuchtbereichen, aber auch in anderen Haushaltsbereichen, entgegenwirkt.

Reservoirbereiche wie z.B. Toilettenbecken, Waschschüsseln, Abtropfbretter oder Windeleimer haben unter normalen Anwendungsbedingungen nur ein relativ geringes Übertragungsrisiko. Sie sollten regelmäßig gereinigt werden.

Kontaktflächen für Hände, Lebensmittel und Trinkwasser – wie beispielsweise Arbeitsflächen in Küchen, Ess- und Kochutensilien, Waschbeckenarmaturen – müssen nach Kontakt mit kontaminierten Materialien sorgfältig gereinigt werden. Dies geschieht mit heißem Wasser und Reinigungsmittel, das anschließend gründlich abgespült werden muss. Das alleinige Abwischen mit einem Lappen, der nur mit einem Reinigungsmittel befeuchtet ist, genügt aus hygienischer Sicht nicht. Kontaktflächen für Hände wie Wasserhähne, Toilettensitze/ -spülknopf, Waschbecken, Badewannen oder Griffe an Kühlschränken sollten regelmäßig mit einem Reiniger gesäubert werden – insbesondere, wenn sie durch unsaubere Hände beschmutzt wurden (wie nach der Bearbeitung von rohem Fleisch). Die Hände müssen nach Kontakt mit kontaminiertem Material gewaschen werden.

Flächen sollten in einem trockenen Zustand gehalten werden, da Feuchtreservoire die Vermehrung von Erregern fördern.

Böden, Wände, Möbel etc. tragen im Allgemeinen nur ein geringes Übertragungsrisiko. Sie sollten regelmäßig gereinigt und trocken gehalten werden.

Duschköpfe, die über Wochen nicht benutzt wurden, tragen das Risiko der Besiedlung mit Legionellen und Pseudomonas aeruginosa. Sie sollten vor dem ersten Duschen durch intensives Aufdrehen und Ablaufenlassen des heißen Wassers durchgespült werden. Das heiße Wasser sollte eine Temperatur von 60°C im Warmwasserboiler und von 55°C in den peripheren Leitungen und im Wasserauslass haben, um einer Besiedlung entgegen zu wirken. Kalkablagerungen sollten regelmäßig entfernt werden.

Eltern sollten beachten, dass Gemeinschafts-Spielzeuge, die Kinder in den Mund stecken, Infektionsüberträger sein können – insbesondere, wenn mehrere Kinder damit spielen. Diese Spielzeuge sollten mindestens gereinigt und gegebenenfalls desinfiziert werden.

Körperflüssigkeiten wie Kot, Urin oder Erbrochenes sollten sofort mittels Einmalpapier beseitigt werden und die Flächen gründlich gereinigt werden – bevorzugt mit nachfolgender Desinfektion, falls sie von Infektiösen stammen.

4. Lebensmittelhygiene

Ein Großteil an Fällen von Lebensmittelvergiftungen in Europa entsteht im häuslichen Umfeld. Die meisten Fälle lassen sich auf inadäquate Zubereitung oder falsche Lagerung von Lebensmitteln zurückführen (Roberts 1990, Scott 1996). Oft sind Kreuzkontaminationen über die Hände oder Zubereitungsflächen ursächlich beteiligt.

Insbesondere rohe Lebensmittel wie rohes Fleisch, Eier, Fisch und Geflügel haben ein hohes Kontaminationsrisiko. Hier müssen das Schneidebrett und alle mit diesen in Kontakt gekommenen Flächen/ Utensilien sofort nach der Zubereitung bzw. Vorbereitung mittels Abwaschen mit heißem Wasser und Reinigungsmittel und anschließendem Abspülen gründlich gesäubert werden. Es empfiehlt sich die Verwendung von getrennten Schneidebrettern für rohes Fleisch/ Geflügel und andere Lebensmittel. Die Reinigung in der Spülmaschine bei mindestens 60°C ist ebenfalls möglich. Das Schneidebrett darf nicht in der Spülschüssel für Geschirr oder Salate gespült werden. Die Hände müssen sofort nach der Zubereitung gewaschen werden; Kontaktflächen wie Wasserhahn oder Griffe vom Herd, die kontaminiert wurden, müssen gereinigt werden. Bevorzugt sind Wegwerftücher zu benutzen.

Lappen dürfen nicht feucht im Küchenbereich aufbewahrt werden. Sie müssen hygienisch rein und nicht nur optisch sauber sein; dies ist durch geeignete Wäschehygiene sicher zu stellen.

Um die in Lebensmitteln vorkommenden Krankheitserreger wie Salmonellen und E. coli O 157 (EHEC-Erreger; enterohämorrhagische Escherichia coli Stämme) sicher abzutöten, muss beim Garen im Zentrum von rohen Fleisch- und Eiprodukten eine Temperatur von 70°C für mindestens 2 Minuten erreicht und gehalten werden. Das heißt, es genügt nicht, das Produkt 2 Minuten zu erhitzen, sondern es kommt darauf an, dass es überall mindestens 70°C über 2 Minuten erreicht (bei 65°C sind 10 Minuten erforderlich, bei 60°C 45 Minuten). Dies ist besonders auch bei tiefgefrorenen Lebensmitteln zu beachten. Bei Mikrowellengeräten ist auf die gleichmäßige Erhitzung der Lebensmittel durch Umdrehen bzw. Umrühren zu achten. Fleisch sollte nicht mehr rot oder rosafarben sein und keinen blutigen Saft mehr zeigen.

Geräte zur Zubereitung von Lebensmitteln sind regelmäßig zu reinigen. Utensilien, die bei der Zubereitung von rohen Lebensmitteln benutzt wurden, dürfen nicht beim Servieren benutzt werden (z.B. Messer, Gabeln, Teller).

Insbesondere vor dem Anfassen von bereits fertig gegarten Lebensmitteln sind die Hände zu waschen. Bereits gegarte Lebensmittel dürfen nicht mit rohen Lebensmitteln in Kontakt kommen. Alle Zubereitungsflächen sind hygienisch rein zu halten.

Gegarte Lebensmittel sollten so schnell wie möglich abgekühlt werden, damit sich in ihnen keine Mikroorganismen vermehren können. Ihre Lagerung sollte im Kühl- oder Gefrierschrank erfolgen. Die Temperatur des Kühlschrankes sollte zwischen 1 und 5°C liegen und die des Gefrierschrankes bei minus 18°C (Eley 1996). Lebensmittel sollten nur für einen begrenzten Zeitraum im Kühlschrank gelagert werden; es ist auf die Verfallsdaten zu achten. Das Auftauen von Tiefkühlkost sollte im Kühlschrank erfolgen.

Die Lagerung von rohen und gegarten bzw. verderblichen Lebensmitteln wie Butter sollte im Kühlschrank getrennt erfolgen; gegebenenfalls ist ein Abdecken erforderlich. Gegarte Lebensmittel sollten oberhalb von rohen gelagert werden. Fleisch/ Geflügel sollte in sicheren Behältnissen eingefroren werden. Verschimmelte Lebensmittel sollten komplett weggeworfen werden. Aufgetaute Lebensmittel sollten nicht wieder eingefroren werden – es sei denn, sie werden vorher gekocht. Auf die regelmäßige Reinigung der Flächen in Kühlgeräten ist zu achten.

Akut an Durchfall oder Brechdurchfall Erkrankte sollten möglichst keine Lebensmittel für andere Personen zubereiten.

5. Wäschehygiene

Im normalen Haushalt ist das Risiko einer Infektionsübertragung über Wäsche gering im Vergleich zu dem Risiko, das von Kontaktflächen für Hände und Lebensmittel ausgeht.

Das Waschen mit heißem Wasser (bei mindestens 60°C) und Reinigungsmittel (bevorzugt bleichhaltige Vollwaschmittel (Exner, Simon 2011)) bzw. bei niedrigeren Temperaturen (40-60°C) unter Zusatz von desinfizierenden Waschzusätzen (VAH-Liste) dekontaminiert die Wäsche im Haushalt effektiv. Auf diese Weise sollten stark verschmutzte Wäsche, Unterwäsche und Handtücher oder Wäsche für den Lebensmittelbereich gewaschen werden. Die übrige Wäsche wie z.B. Kleidung mit Ausnahme von Unterwäsche kann bei niedrigeren Temperaturen gewaschen werden. Handtücher, Spüllappen und weitere Textilien, die bei der Zubereitung von Lebensmitteln eingesetzt werden, sollten getrennt von der übrigen Wäsche gewaschen werden.

Mit Krankheitserregern kontaminierte Wäsche bzw. bei immungeschwächten Familienmitgliedern sollte die Wäsche vorzugsweise bei 90°C oder unter Zusatz von desinfizierenden Waschzusätzen bei 60°C gewaschen werden.

Grundsätzlich sollte die Maschine zeitnah nach Beendigung des Waschprogramms geleert werden. Die Wäsche sollte anschließend vollständig getrocknet werden, weil Feuchtigkeit das Wachstum verbliebener Bakterien und Pilze fördert. Einmal pro Woche sollte ein Heißwaschgang erfolgen, um der Biofilmbildung (Schleimbildung in Schlauchsystemen mit Bakterienbewuchs) entgegen zu wirken.

Auf die Reinigung der Hände nach Kontakt mit schmutziger Wäsche ist zu achten.

6. Abfallhygiene

Abfallbehälter sollten trocken und sauber gehalten werden. Es sind Behälter mit Fußbedienung zu bevorzugen, damit die Hände nicht bei der Benutzung verunreinigt werden. Nadeln sollten so entsorgt werden, dass sich niemand an ihnen verletzen kann. Nach der Handhabung von Müll sollten die Hände gewaschen werden. Mülleimer im Freien sollten dicht schließende Deckel haben, damit keine Insekten und Tiere angelockt werden.

7. Persönliche Hygiene

Der überwiegende Teil des Körpers ist mit normalen Bakterien besiedelt. Da diese eine Schutzfunktion vor der Besiedlung mit Krankheitserregern haben, sollte die allgemeine Körperhygiene nicht eine Reduktion dieser Bewohner bewirken. Beim regelmäßigen Duschen oder Baden sollte jedoch darauf geachtet werden, dass durch Utensilien wie Badetücher, Nagelbürsten etc. eine Weiterverbreitung von Erregern erfolgen kann. Um dies zu vermeiden, sollten sie nach Anwendung so schnell wie möglich getrocknet werden, damit es auf ihnen nicht zu einer Keimzahlvermehrung kommt. Ein regelmäßiges Waschen in der Waschmaschine ist durchzuführen.

8. Hygiene in Haushalten mit Haustieren

Viele Menschen erfahren durch das Halten von Tieren eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. In nahezu jedem zweiten Haushalt in Deutschland leben Haustiere. Haustiere können aber Träger von Krankheitserregern wie Salmonella und Campylobacter und Auslöser allergischer Erkrankungen (insbesondere durch Katzensekrete) sein (Exner und Engelhart 2002; Wall et al. 1996).

Um eine mögliche Infektionsgefahr im häuslichen Miteinander mit Tieren zu unterbinden, sind bestimmte Hygienemaßnahmen zu beachten:

  • Haustiere sollten ordnungsgemäß gegen Krankheiten geimpft sein.
  • Sie sollten regelmäßig veterinärmedizinisch überwacht werden.
  • Auf eine artgerechte Ernährung des jeweiligen Haustieres ist zu achten (z.B. Vorbeugung gegen Hundebandwurmbefall; möglichst Vermeidung der Fütterung von rohem Fleisch, insbesondere von Schweinefleisch und Geflügel).
  • Sie sollten nicht im Schlaf- bzw. Kinderzimmer – insbesondere bei Personen mit Allergien – oder in der Küche untergebracht und gefüttert werden.
  • Ihre Quartiere und “Toiletten” sollten täglich gereinigt werden.
  • Utensilien zur Tierpflege sollten nicht in der Küche gereinigt werden; es sollten eigens hierfür verwendete Reinigungsutensilien benutzt werden.
  • Fütterungsutensilien und der Bereich, in dem die Tiere gefüttert werden, sollten gründlich und regelmäßig gereinigt werden.
  • Bei notwendiger Desinfektion (v. a. bei kranken Tieren) können chemische Desinfektionsmittel der VAH-Liste verwendet werden.
  • Der Kontakt von Haustieren mit Flächen zur Lebensmittelzubereitung ist risikoreich.
  • Verhaltensweisen, die die Übertragung von Infektionserregern begünstigen (wie z.B. Beleckenlassen des Gesichtes), sollten vermieden werden.
  • Die Hände sind nach Tierkontakt, insbesondere vor dem Essen, zu waschen.
  • Körperflüssigkeiten von Haustieren sollten sofort beseitigt und die Flächen desinfizierend gereinigt werden.

9. Hygiene bei Personengruppen mit verminderter Infektabwehr

Der Anteil an Personen mit einem Alter von über 65 Jahre nimmt in der Bevölkerung ständig zu. Damit erhöht sich auch der Anteil an Personen mit verminderter Infektabwehr. Weitere “Risikogruppen” sind Neugeborene/ Frühgeborene und Menschen, die Medikamente wie z.B. Corticoide einnehmen oder die Erkrankungen haben, die das Immunsystem beeinflussen.

Bei der Versorgung von Neugeborenen/ Frühgeborenen und Säuglingen sind nachfolgende Punkte besonders zu beachten:

Wegwerf-Windeln sollten in einem Plastikbeutel verpackt über den Müll entsorgt werden.
Flächen, die beim Wechseln der Windeln möglicherweise mit Stuhl kontaminiert werden, sind desinfizierend zu reinigen.
Das Auswaschen von wiederverwendbaren Windeln sollte nicht in der Küche erfolgen, Gefäße sind anschließend desinfizierend zu reinigen. Die Wäsche ist nach den Regeln der Wäschehygiene zu behandeln (s.o.) und sollte bevorzugt als Kochwäsche gewaschen werden.

Insbesondere alte und immungeschwächte Menschen sollten auf das Durchgaren von Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Eier achten und die Regeln der Lebensmittelhygiene befolgen.

Hinsichtlich weiterer Aspekte bezüglich immungeschwächter Patienten wird auf den Artikel von Kaufmann et al. (2002) verwiesen.
 

10. Das infizierte Familienmitglied

Familienmitglieder mit akuten Infektionen wie z.B. Durchfall/ Brechdurchfall, Wund-, Haut- oder Augeninfektionen sollten besonders auf die gut durchgeführte Händehygiene achten. Insbesondere sollten die Hände nach dem Toilettenbesuch bzw. nach Berühren infizierter Körperstellen gründlich gewaschen bzw. desinfiziert werden. Die infizierten Personen sollten keine Lebensmittel für andere Personen zubereiten. Es sind getrennte Handtücher für infizierte und nicht infizierte Familienangehörige zu benutzen.

Bei über Blut übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis B/C oder HIV sollten Handschuhe getragen werden, wenn mit Blutkontakt zu rechnen ist. Nach Ablegen der Handschuhe sind die Hände zu desinfizieren. Blutkontaminierte Flächen sind zeitnah desinfizierend zu reinigen; hierbei sind Handschuhe zu tragen. Zahnbürsten, Rasierer oder Gegenstände, die mit Blut leicht kontaminiert werden können, dürfen nicht von den Familienmitgliedern gemeinsam benutzt werden.
 

11. Literatur

1. Bloomfield S.F. 2007: Importance of disinfection as a means of prevention in our changing world hygiene and the home. GMS Krankenhaushyg Interdiszip. Sept 13, 2(1), Doc 25.

2. Bloomfield S.F., Scott E. 1997: Cross-contamination and infection in the domestic environment and the role of chemical disinfectants. J. Appl. Microbiol. 83, 1-9.

3. Bloomfield S.F., Stanwell-Smith R., Crevel W.R., Pickup J. 2006: Too clean, or not too clean: the Hygiene Hypothesis and home hygiene. Clin. Experim. Allerg. 36, 402-425.

4. Bloomfield S.F., Aiello A.E., Cookson B. 2007: The effectiveness of hand hygiene procedures including handwashing and alcohol-based hand sanitizers in reducing the risks of infections in home and community settings. Am.J.Infect 35 (Suppl. 1), 1-64.

5. Bloomfield S.F., Exner M., Dietlein E. 2008: Infektionsprävention durch Hygiene zu Hause und in der Öffentlichkeit. Bundesgesundh.bl., Gesundheitsforsch., Gesundheitsschutz 51, 1258-1263.

6. Bloomfield S.F., Exner M., Fara G.M., Scott E.A. 2008: Prevention of the spread of infection: the need for a family-centered approach to hygiene education. Eurosurveillance 13 (22): article 5. www.eurosurveillance.org

7. Bloomfield S.F., Exner M., Fara G.M., Nath K.J., Scott E.A., Van der Voorden C. 2009: The global burden of hygiene-related diseases in relation to the home and community. International Scientific Forum on Home Hygiene. www.ifh-homehygiene.org

8. Desinfektionsmittel-Liste des VAH (Verbund für angewandte Hygiene), mhp-Verlag, Wiesbaden.

9. Eley A.R. 1996: Microbial Food Poisoning. 2nd edition, London, Chapman and Hall.

10. Exner M., Engelhart S.: Innenräume. In: Dott, Merk, Neuser, Osieka, Lehrbuch der Umweltmedizin, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002

11. Exner M., Simon A. 2011: Infektionen? Nein danke! Wir tun was dagegen!. DLH e.V.-Broschüre.

12. Kaufmann F., Engelhart S., Glasmacher A., Exner, M. 2002: Infektionsrisiken und Präventionsstrategien im häuslichen Umfeld des immunsupprimierten, hämatologisch-onkologischen Patienten. Med. Klinik 97, 22-29.

13. Roberts D. 1990: Foodborne illness; sources of infection: food. Lancet 235, 859-861.

14. Scott E.A. 1996: Foodborne disease and other hygiene issues in the home. J. Appl. Bact. 80, 5-9.

15. Scott E., Bloomfield S.F. 1990: Investigation of the effectiveness of detergent washing, drying and chemical disinfection on contamination of cleaning cloths. J. Appl. Bacteriol. 68, 279-283.

16. Scott E.A., Bloomfield S.F., Exner M., Fara G.M., Nath K.J., Signorelli C., Van der Voorden C. 2010: Prevention of the spread of infection: The need for a family-centered approach to hygiene promotion. Am.J.Infect.Control Feb 38(1), 1-2.

17. Wall P.G., Threffall E.J., Ward L.R., Rowe B. 1996: Multiresistant Salmonella typhimurium DT 104 in cats: a public health risk. Lancet 348, 471.

Autoren/Kontakt

Prof. Dr. med. Martin Exner
Dr. med. Edeltrud Dietlein
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit / Universitätsklinikum Bonn
Sigmund-Freud-Str. 25
53105 Bonn

Erstellt am 7. März 2003, zuletzt geändert am 3. Juli 2013

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