Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann

Christian Trenkel
Trenkel

Spielen ist für Ihr Kind ein Grundbedürfnis, das nicht nur Spaß macht, sondern auch verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt und schult. In diesem spielerischen Lernprozess nehmen Sie als Eltern eine wichtige Rolle ein: einerseits, indem Sie mitspielen, andererseits aber vor allem, indem Sie die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Dabei ist es zwar nicht immer eindeutig, wo Freiräume geschaffen und wo Grenzen gesetzt werden sollten, jedoch kann in der Regel viel mehr richtig als falsch gemacht werden – solange Sie sich als Eltern mit Ihren Kindern und deren Interessen auseinandersetzen.

Wenn es spielt, bereitet sich Ihr Kind auf das Leben vor, denn es erwirbt dabei aus eigenem Antrieb ganz wesentliche Kompetenzen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Dazu gehören beispielsweise Selbstvertrauen, Kreativität, Denkvermögen/strategisches Denken, Verantwortungsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl, Kommunikation, Empathie, Hilfsbereitschaft, Konfliktfähigkeit, regelkonformes Verhalten und der Umgang mit Misserfolgen oder enttäuschten Erwartungen.

So kommt es beim Spielen mit anderen Kindern unter anderem zum Beispiel darauf an, Verständnis füreinander zu entwickeln, den eigenen Standpunkt zu vertreten und Kompromisse zu finden. Freude an der Bewegung und an der körperlichen Aktivität kann nur entstehen, wenn Kinder ausreichende Möglichkeiten für das Spielen außerhalb der eigenen vier Wände haben. An der frischen Luft werden so nicht nur die Muskeln trainiert, sondern zum Beispiel auch das Herz-Kreislaufsystem und die Atmungsorgane.

Darüber hinaus entwickelt das Kind beim Spielen vielfach persönliche Lernstrategien – eine gute Basis für das heute in vielen Bereichen erforderliche lebenslange Lernen!

Entsprechend dieser fundamentalen Bedeutung sehen Kinder auf der ganzen Welt das Spielen als Grundbedürfnis an. Für sie hat es den gleichen Stellenwert wie Essen, Trinken oder Schlafen. So gesehen kann Spielen als „Nahrung für die Seele“ betrachtet werden und tut auch Eltern gut. Lassen Sie sich von Ihrem Kind inspirieren und erleben Sie gemeinsam fröhliche und unbeschwerte Momente beim Spielen! Wann haben Sie zum Beispiel das letzte Mal versucht, zu balancieren? Steht noch eine Revanche für den letzten Wettlauf aus? Vielleicht ist auf dem Spielplatz noch eine Schaukel frei.

Spielen und die Rolle der Eltern

Ausreichend Raum und Zeit zum Spielen schaffen

Eine Ihrer wesentlichen Aufgaben als Eltern ist es, Ihren Kindern altersgerechte Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zum Spielen zu schaffen, sowohl räumlich als auch zeitlich! Dazu kann auch gehören, bei der Gestaltung der Wohnung an die Kindersicherheit zu denken. Wenn sich Eltern auf das ‚Größenniveau‘ ihrer Kinder begeben, erkennen sie in der Regel ganz schnell mögliche Risiken und Gefahrenquellen in den eigenen vier Wänden. Wer sich konkrete Tipps und Anregungen zu diesem Thema einholen möchte, findet umfangreiche Informationen auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: http://www.bzga.de/kindersicherheit/

Spielende Kinder verursachen nicht selten Unordnung oder Chaos in der Wohnung. Kleine Kinder machen wichtige Erfahrungen mit Alltagsgegenständen, wenn sie Schubladen oder Schränke ausräumen dürfen. Größere verteilen Bauklötze oder Puppenkleidung auf dem Boden und üben sich im Bauen von Höhlen. Eltern sollten das nicht komplett unterbinden, jedoch gleichzeitig auch ihre persönlichen Grenzen klar definieren (z.B. welche Räume bleiben frei von Spielzeug). Beteiligen Sie Ihre Kinder schon frühzeitig am Aufräumen, wobei Ausnahmen erlaubt sein sollten: Ein kunstvoll gebauter Turm darf beispielsweise auch mal stehen bleiben und vielleicht am nächsten Tag noch weitergebaut werden.

Soweit möglich, sollte das Kinderzimmer neben Bett, Schränken/Regalen sowie Tisch und Stühlen noch ausreichend Platz für Bewegungsmöglichkeiten der Kinder bieten und so gestaltet sein, dass verschiedene Spielzonen entstehen (beispielsweise Puppen- und Kochecken). Auf diese Weise können auch mehrere Kinder gleichzeitig in einem Raum ihrem Spiel nachgehen. Eine kuschelige Ruheecke dient dem Nachwuchs als Rückzugsort, wenn er müde, wütend oder traurig ist. Die Spielsachen sollten möglichst so untergebracht sein, dass alles seinen festen Platz hat und von den Kindern selbst gut zu erreichen ist.

Ebenso wichtig sind die Spielmöglichkeiten in der Natur. Wer nicht auf dem Land wohnt, kann seinen Kindern Wald- und Wiesenerfahrungen bei Fahrradtouren und Ausflügen in die Umgebung näher bringen. Ein kleiner Tipp: Wechselkleidung nicht vergessen, falls ein Bach in der Nähe sein sollte!

Auch für ausreichend Zeit zum Spielen sind Eltern zuständig. Experten raten zu maximal ein bis zwei fixen Terminen in der Woche für regelmäßige Freizeit- oder Vereinsaktivitäten von Kindern.

Geeignetes Spielzeug auswählen

Bei der Auswahl des Spielzeugs kommt es grundlegend darauf an, dass es zum jeweiligen Entwicklungsstand Ihres Kindes passen sollte. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind weder unter- noch überfordert wird. Einen groben Hinweis können in diesem Sinne Altersangaben bieten, die auf vielen Spielwaren angegeben sind.

Eltern, die sich über geeignetes Spielzeug für Ihr Kind Gedanken machen, können beispielsweise eine Liste seiner Interessen zusammenstellen. Hilfreich kann auch die Beobachtung sein, womit Ihr Kind gerne spielt, wenn es Freunde besucht. Und natürlich können Sie Ihren Nachwuchs auch einfach fragen, was er gerne spielt. Ist das Kind ein kleiner Forscher und Tüftler? Dann steht vielleicht ein Experimentierkasten auf seiner Wunschliste. Malt und bastelt es besonders häufig? Vielleicht schenken Sie Ihrem Kind zum Geburtstag ein Kreativ-Set. Oder liebt es fantasievolle Rollenspiele? Dann freut es sich mit großer Wahrscheinlichkeit über Utensilien zum Verkleiden oder Fingerpuppen.

Grundsätzlich gilt die Regel, aus dem reichen Angebot nach Möglichkeit Spielwaren auszuwählen, die zu den individuellen Stärken Ihres Kindes passen, sich möglichst vielseitig verwenden lassen und die Kreativität anregen. Denn so wird im Spiel die kindliche Neugierde geweckt und der Entdeckergeist gefördert. Auf dieser Basis kann sich dann ganz nach Lust und Laune das so wichtige freie Spiel der Kinder entfalten.

Anders gelagert ist der Ansatz bei den zahlreichen Lernspielen, die es auf dem Markt gibt. Diese sind in der Regel nicht ganzheitlich ausgerichtet, sondern zielen auf die Förderung spezieller Kompetenzen. Häufig werden sie eingesetzt, um Kinder auf die Anforderungen des Schulunterrichts vorzubereiten. Hier sollten Sie beim Kauf ganz genau hinschauen, damit das Material zu den speziellen Bedürfnissen Ihres Kindes passt und ihm das Spielen damit auch wirklich Spaß macht!

Generell gelten auch beim Kinderspielzeug die Faustregeln „weniger ist mehr“ und „Qualität vor Quantität“. Wer im Dschungel der Angebote nach Orientierung sucht, kann sich zum Beispiel nach dem „spiel gut“-Label richten. Der „spiel gut“- Arbeitsausschuss Kinderspiel + Spielzeug e.V. zeichnet seit mehr als 50 Jahren Produkte unter pädagogischen Gesichtspunkten aus. Die Jury setzt sich aus 40 ehrenamtlich tätigen Experten unterschiedlichster Fachrichtungen zusammen. Weiterführende Informationen dazu finden Sie bei Spiel gut.

Kindern Einführungen und Erklärungen geben

Wenn Kinder neues Spielzeug bekommen haben oder neue Dinge lernen möchten, kann es erforderlich sein, dass Eltern ihnen ‚Starthilfe‘ geben (beispielsweise durch Erläuterungen oder Vormachen). In diesem Fall sollten Sie ausreichend Zeit einplanen, um dem Kind Schritt für Schritt zu zeigen, was zu tun ist. Da Kinder gerne beobachten und nachahmen, kommt es dabei weniger auf die Worte an. Diese können die kindliche Konzentration sogar stören! Soweit Erklärungen notwendig sind, sollten Sie langsam reden, auf eine klare Sprache achten und eindeutige Bezeichnungen für Gegenstände wählen. Besonders wichtig ist auch, ein guter Zuhörer zu sein, wenn das Kind spricht!

Eltern als „Lieferant“ von Anregungen und als Mitspieler

Auch wenn Kinder sich eigentlich gerne selbst aussuchen, was sie spielen möchten, sind manchmal kleine Anstöße oder Anregungen vonseiten der Eltern hilfreich.

Positive Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Bindung hat vor allem das gemeinsame Spiel. Insbesondere dann, wenn Sie dabei nicht als Animateur auftreten oder mit Ihren Kindern ein fertiges Spielprogramm ‚abarbeiten‘. Lassen Sie sich stattdessen auf die Spielregeln Ihrer Kinder ein, nehmen Sie sich ausreichend Zeit, seien Sie wirklich bei der Sache und genießen Sie die gemeinsamen Spielerlebnisse!

Oft spielen Väter und Mütter auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit Ihren Kindern. Forschungsergebnisse zeigen, dass Männer meistens körperliche Aktivitäten beim Spielen bevorzugen und zum Beispiel für das wilde Toben und neue Herausforderungen zuständig sind. Mütter dagegen vermitteln dem Nachwuchs beim Spielen erfahrungsgemäß gerne Erfolgserlebnisse oder decken die kreativen Bereiche des Spielens ab. Wie auch immer die Rollen bei Ihnen persönlich verteilt sind, für die Kinder sind diese unterschiedlichen Schwerpunkte vorteilhaft, denn so steigen die Lernchancen deutlich!

Quelle: Ebook Durch Spielen Entwicklung fördern S. 12 ff.

Die Übernahme dieses Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Autor

Christian Trenkel, M.A.
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