Ein meditatives Ritual für die ganze Familie: das Hausausräuchern an Dreikönig

Michael Schnabel
Mschnabel

 

 

 

 

Das Dreikönigsfest, das am 6. Januar gefeiert wird, beinhaltet viele regligiöse Bräuche und Traditionen. So gehört der Brauch des Hausausräucherns am Dreikönigstag in vielen Gemeinden und Städten zu einem festen Ritual. Wer möchte, kann diesen schon sehr alten Brauch  zu einem Fest für die ganze Familie machen. Nachfolgend finden sich dazu zahlreiche Tipps und Anregungen.

Der liturgische Ausgangspunkt

Der kirchliche Feiertag am 6. Januar wird volkstümlich als Dreikönigstag bezeichnet. Er hat seinem Ursprung in der biblischen Erzählung des Evangelisten Matthäus: Die Huldigung der Sterndeuter (Mt. 2,1-12). Der Evangelist berichtet von Sterndeutern aus dem Osten, die das Jesuskind suchten, um dem neuen König zu huldigen. Das Brauchtum machte aus den Sterndeutern Könige, die aus dem Morgenland kamen. Auf Grund der drei Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe – wurde auf drei Könige geschlossen, denen vom 6. Jahrhundert an die Namen Caspar, Melchior und Balthasar zugesprochen werden.

Der religiöse Sinn dieses Festes zeigt sich in seiner liturgischen Festbezeichnung: Fest der Erscheinung des Herrn. Der Sinngehalt der biblischen Erzählung liegt darin, dass Jesus und seine Botschaft für alle Menschen bestimmt sind, und Menschen von allen Enden der Erde sollen ihn verehren. Das Dreikönigsfest ist demnach ein zweites Weihnachtsfest, in dem das Jesuskind als Erlöser und Messias für die ganze Welt gefeiert wird. Übrigens, das Epiphaniasfest, das das Zur-Welt-Kommen-Gottes in Jesus Christus und seine Verherrlichung auf der ganzen Welt zum Inhalt hat, ist das älteste Weihnachtsfest. Es wurde bereits im 2. Jahrhundert in Ägypten gefeiert, lange bevor in Rom auf den 25. Dezember das Weihnachtsfest gelegt wurde. Noch heute ist dieser Festtag das eigentliche Weihnachtsfest in der Ostkirche. Um den Dreikönigstag ranken sich in verschiedenen Gegenden viele Bräuche. Im ganzen deutschsprachigen Raum ist das Sternsingen üblich. Ministranten/innen gehen von Haus zu Haus und tragen Gedichte und Lieder vor und sammeln für die Mission. Im süddeutschen Raum, sowie in Österreich und der Schweiz wird der Brauch des Hausausräucherns noch praktiziert.

Der Brauch des Hausausräucherns

Das “Hausausräuchern” in manchen Gegenden das “Hausräuchern” oder einfach das “Räuchern” genannt, geschieht am Abend vor dem Dreikönigstag. Diese Nacht wird als oberste oder auch als große Rau(c)hnacht bezeichnet. (Im Brauchtum spricht man von Rauhnächten. Sie sind mit viel Magie und Zauber verbunden. Meist sind sie auch Anlass für Räucherungen). Die Nacht zum Dreikönigstag ist die letzte dieser Rauhnächte und angeblich die wichtigste Nacht in der Weihnachtszeit zum Räuchern.

Das Räucherritual beginnt mit einem Gottesdienst in der Kirche. In vielen katholischen Pfarreien wird am Abend vor dem Dreikönigstag ein besonderer Gottesdienst gefeiert. Dabei werden die Ministranten als Sternsinger entsandt und es wird das Dreikönigswasser geweiht. Es gilt als hochgeweihtes Wasser mit außergewöhnlicher Heils- und Segenskraft. Weiterhin werden in diesem Gottesdienst Weihrauch, Kohlen und Kreide gesegnet. Viele Pfarreien bieten vor dem Gottesdienst Weihrauchpäckchen, Kreide und teilweise auch Räucherkohlen zum Verkauf an. Ein Service der Pfarreien, damit sich die Gläubigen nicht mehr selbst darum kümmern müssen, wo es diese Utensilien zu kaufen gibt. Nach dem Gottesdienst nehmen die Kirchenbesucher/innen in einem Gefäß das Dreikönigswasser mit nach Hause. Zusammen mit Weihrauch, Kreide und Räucherkohlen besitzen sie die nötigen Gegenstände für eine Hausausräucherung. Zu Hause gehen alle Familienmitglieder durch die Räume des Hauses, dabei wird Weihrauch verbrannt. Die Räume werden mit Weihwasser besprengt und an die Türschwellen werden die Jahreszahl des neuen Jahres und die Buchstaben C + M + B geschrieben.
 

Elemente des Räucherrituals

Für das genannte Hausausräuchern gibt es kein vorgeschriebenes Formular wie bei liturgischen Handlungen. Solche Brauchtumshandlungen haben eine gewisse Tradition im Vollzug, aber dennoch kann jede Familie die ihr gefällige Form selbst entwickeln und praktizieren. Rituale entfalten ihre besondere Wirkkraft, wenn sie in einem Sinnzusammenhang stehen und ihre Elemente das Festgeheimnis eindrucksvoll vor Augen führen. Im Folgenden werden die einzelnen Elemente des Hausausräucherns beschrieben und ein Vorschlag zum Ablauf unterbreitet.

Der Zeitpunkt

Das Hausausräuchern soll in der Dämmerung des Vortages vom Dreikönigsfest stattfinden. Denn nach liturgischem Denken gehört bereits der Vorabend zum kommenden Festtag. Also beginnt das Dreikönigsfest mit dem Vorabend. Die Hausausräucherung ist sozusagen das festliche Eröffnungszeremoniell, das den Dreikönigstag feierlich beginnen lässt. Die Dämmerung verleiht dem ganzen Geschehen noch zusätzlich Stimmung und Tiefe. Wenn der Rauch des Weihrauchs durch das Halbdunkel der Zimmer schwebt, dann sind vor allem kleinere Kinder von der Zeremonie ganz eingenommen.

Anfang und Ende

Ein wesentliches Merkmal eines jeden Rituals ist der deutlich markierte Anfang und das ebenso gekennzeichnete Ende. Nach dem besagten Kirchenbesuch laden die Eltern alle Familienmitglieder ein, sich am Hausausräuchern zu beteiligen. Wenn alle um den Tisch im Wohnzimmer sitzen, kann kurz der Ablauf des Rituals erklärt werden. Der Leiter oder die Leiterin des Rituals eröffnet die Zeremonie mit einem kurzen Gebet, einem Lied oder einem religiösen Spruch, zum Beispiel: Wir beginnen jetzt das Hausausräuchern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen! Es kann das jeweilige Evangelium vorgelesen oder auch die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland erzählt werden.

Am Ende des Räucherrituals singen die Beteiligten ein Abendlied oder ein anderes religiöses Lied. Das ganze Geschehen kann in der Familie mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Eltern sollten dann darauf vorbereitet sein, dass Kinder höchstwahrscheinlich viele Fragen zu diesem Ritual stellen werden.

Der Verlauf

Als erstes werden Weihrauch, Kohlen, Kreide, Zündhölzer, Räuchergefäß, Sand und ein Teelöffel bereit gelegt. Mit einem Glöckchen oder einem Gang können die Teilnehmer/innen zusammengerufen werden. Eine brennende Kerze auf dem Tisch ist ein Signal dafür, dass eine feierliche und fromme Handlung vollzogen werden soll. Nach einer kurzen Erklärung des Ablaufs kann die Zeremonie eröffnet werden. Die Sammlung zum Hausausräuchern geschieht sinnvollerweise im Wohnzimmer. Nach dem Eröffnungsteil schreiten alle betend und singend, wie in einer Prozession, durch das Haus. Alle Räume – angefangen vom Keller bis zum Dachboden – werden aufgesucht. Bevor ein Raum betreten wird erhält die Türschwelle die vorgeschriebene Beschriftung, dabei wird die dazugehörige Segensformel vorgetragen. Dann zieht die Gemeinschaft durch den Raum, während er mit Weihrauch ausgeräuchert und mit Weihwasser besprengt wird. Gleiches geschieht mit den nächsten Räumen. Nachdem alle Räume aufgesucht wurden, sollte ein Schlusselement das Ritual ausklingen lassen.

Die Beschriftung

Auf jede Türschwelle werden mit Kreide die Jahreszahl, die Buchstaben C + M + B in folgender Anordnung geschrieben, beispielsweise für das Jahr 2015: 20 C + M + B 15. Angeblich verweisen die Buchstaben auf die Namen der Dreikönige: Casper, Melchior und Balthasar. Eher handelt es sich um einen alten Haussegen mit den Worten: Christus Mansionem Benedikat (= Christus segne dieses Haus). Die Beschriftung der Türschwellen kann als Zentrum dieses Segensrituals angesehen werden. Dies wird dadurch sinnenfällig mitvollziehbar, wenn die Person, die die Anschrift vornimmt auch laut dazu die Segensformel spricht: “Christus mansionem benedikat – im Jahre des Herrn zweitausendfünfzehn.” Es ist mystagogisch wirkungsvoller, die Segensformel lateinisch vorzutragen. Alle anderen Teilnehmer/innen antworten “Amen” .

Weihwasser

Jeder Segensspruch wird durch Handlungen und Symbole anschaulich und erfahrbar gemacht. Bei allen Segnungen und Weihen ist das Weihwasser dafür verantwortlich, dass das Geschehen sinnlich erlebbar wird. Bei dieser Hausausräucherung kommt dem Weihwasser noch eine zusätzliche Sonderstellung zu, weil es sich um das hoch geweihte Dreikönigswasser handelt. Weihwasser erinnert an die reinigende und lebensspendende Kraft des Wassers. Es ist ein Zeichen dafür, dass Schuld und Unheil abgelegt werden und ein unbeschwerter Neuanfang ermöglicht wird. Das Dreikönigswasser ist auch ein Bindeglied zwischen dem Gottesdienst der Gemeinde und der Hausausräucherung in der Familie. Der kirchliche Gottesdienst wird sozusagen durch dieses Ritual weitergeführt. Weihwasser erinnert die Teilnehmer/innen auch an den Eintritt in die christliche Gemeinde durch das Wasser der Taufe und damit verbunden in die Gnadenfülle der Christen.

Weihrauch

Ein weiteres sinnenfälliges Zeichen der beschriebenen Segenshandlung ist der Weihrauch. Im Gottesdienst soll Weihrauch besonders die Festlichkeit einer Handlung unterstreichen, denn nur bei Hochfesten wird Weihrauch verwendet. Bei der Hausausräucherung bezieht die Verwendung des Weihrauchs seinen Sinngehalt aus dem Evangelium, weil dort erzählt wird, dass die Weisen aus dem Morgenland dem Jesuskind Weihrauch als Geschenk vor die Krippe legten. Weihrauch war im alten Orient ein besonders wertvolles Harz, das als Sinnbild für die Würde und Erhabenheit der Könige und Priester galt. Somit ist das Verbrennen von Weihrauch auch ein Bekenntnis zu Christus dem König und Erlöser.

Gebet

Neben den beschriebenen Segenshandlungen und den ausdeutenden Zeichen bildet das gemeinsame Gebet ein Hauptelement in diesem Ritual. In einigen Familien ist es üblich, dass schweigend durch das Haus gegangen wird und jeder für sich leise betet. Vor allem Kinder sind stärker in das Ritual eingebunden, wenn alle gemeinsam beten, beispielsweise das “Vater unser” und das “Ave Maria” oder auch den Rosenkranz. Die Feierlichkeit wird überhöht und der Eindruck des Rituals ist ergreifender, wenn die Prozession singend von Raum zu Raum zieht. Da mit diesem Abend das zweite Weihnachtsfest anbricht, können bekannte Weihnachtslieder durchgesunden werden. Wer ein Dreikönigslied kennt, kann es jetzt verwenden.

In das Gemüt von Kindern und Erwachsenen gräbt sich die Wiederholung eines Liedes, eines Psalmverses oder einer Liedzeile ein. Die unaufhörliche Wiederholung eines Textes und einer Melodie gibt dem Ritual zusätzlich Schwere und Heiligkeit. Als Beispiel kann folgender Liedvers herangezogen werden: Siehe wir kommen, kommen mit Jauchzen, unsere Gaben zu bringen. Abwandlungen dieser Vorlage bringen das Festgeheimnis klarer zum Ausdruck, zum Beispiel: Siehe wir kommen, kommen mit Jauchzen, von deinem Segen zu singen. … von deiner Gnade zu singen … von deiner Botschaft zu singen … von deiner Liebe zu singen … In der Kirche ist es seit alters her üblich bei feierlichen Anlässen die Allerheiligen-Litanei zu singen. Die Anrufung der Heiligen, ganz besonders derjenigen deren Namen die Teilnehmer/innen tragen, ist auch eine eindrucksvolle Möglichkeit durchs Haus singend und betend zu ziehen.

Praktische Durchführung

Das Ritual des Hausausräucherns verlangt Sorgfalt und Achtsamkeit, damit nicht Pannen die Stimmung und Würde der Handlung verderben. Wenn mehrere kleine Kinder teilnehmen, ist eine Aufteilung der Aufgaben zwischen beiden Eltern vorteilhaft: Ein Elternteil führt die Zeremonie und der andere Elternteil achtet auf die Beteiligung der Kinder. Vor allem derjenige, der das Räuchergefäß trägt, darf nicht gestört werden, weil sich sonst schnell jemand brennen kann und das Ritual ist seiner Stimmung beraubt. Das Spritzen von Weihwasser kann bereits ein Kindergartenkind übernehmen, wenn es entsprechend angeleitet wurde.

Vor der Eröffnung des Rituals sind ein Rauchgefäß, Kohlen, Weihrauch, Sand, Weihwasser, Zündhölzer und ein Teelöffel bereit zu stellen. Als Räuchergefäß ist auf keinen Fall ein Glasgefäß geeignet, weil es durch die Hitze der brennenden Kohlen zerspringen würde. Früher wurde in Familien ein altes Holzbügeleisen zum Räuchern verwendet. Vortrefflich ist natürlich ein Rauchfass, wie es beim Gottesdienst verwendet wird. Das Räuchergefäß sollte aus Metall sein und muss einen Stiel oder eine Halterung besitzen, die nicht heiß wird. Ein kleines Bratpfannchen ist gut geeignet. In das Rauchgefäß sollte eine Schicht Sand geschüttet werden, somit ist die Gefahr geringer, dass versehentlich etwas verbrannt wird, weil das Gefäß selbst dadurch nicht so extrem heiß wird.

Die gekauften Kohlen sollten selbst anzündend sein, weil sie ohne Schwierigkeiten in kurzer Zeit durchbrennen. Andere Kohlen verlangen große Geduld, bis sie soweit abgebrannt sind, dass sie zum Räuchern verwendet werden können. Nachdem die selbst entzündeten Kohlen angezündet wurden, versprühen sie einige Funken und brennen schnell soweit durch, dass sie hellgrau oder weiß erscheinen. Nun kann bereits Weihrauch darauf gestreut werden. Mit einem Teelöffel ist dies elegant und bequem möglich. Der Priester im Gottesdienst spricht dabei folgendes Gebet: Der Duft des Weihrauchs möge als unser Gebet zu dir unserem Herrn und Gott emporsteigen. Amen!

Dann beginnt die Prozession durch die Räume der Wohnung oder des Hauses. Dabei wird vor jeder Tür Halt gemacht und die Beschriftung der Türschwellen vorgenommen. Diese Handlung ist für den Rauchfassträger äußerst schwierig, daher wäre es vorteilhaft, wenn eine zweite Person die Anschrift vornimmt. Große Vorsicht ist auch angezeigt, wenn man kurz einem Kind das Räuchergefäß übergibt. Oftmals werden Kinder dabei schnell unsicher und lassen das Weihrauchgefäß fallen. Das Hantieren mit feurigen Kohlen und mit Weihrauch verlangt Achtsamkeit und Vorsicht, kann aber hohe Spannung und Staunen auslösen.

Hausausräuchern: ein meditatives Fest für die ganze Familie

Das Hausausräuchern ist ein Brauch, der viele eindrucksvolle Elemente enthält und eine spirituelle Bereicherung für Familien sein kann. Es sind vor allem Kleinkinder, die dieses Zeremoniell mit Spannung und Begeisterung erleben. Sie sind voll konzentriert, wenn die Kohlen angezündet werden und verfolgen staunend das Abbrennen der Kohlen mit den sprühenden Funken. Ist das Entzünden der Kohlen schon eine kleine Sensation, so beeindruckt oft der brennende Weihrauch noch mehr. Mit Faszination beobachten die Kinder, wie die Rauchschwaden aufsteigen und das Zimmer ausfüllen. Und dann kommt noch dieser herrliche und eindringliche Duft dazu!

Für Kinder wie auch für Erwachsene ist die Segenshandlung – das Beschriften der Türen mit der gesprochenen Segensformel – ein anschauliches und sinnenfälliges Gebet. Geradezu symbolisch werden dadurch die Räume mit neuer Kraft und Energie erfüllt. Die signierte Schwelle soll die Familienmitglieder daran erinnern, dass jedes Durchschreiten einer Schwelle im kommenden Jahr mit Gottes Schutz und Segen geschieht.

Die singend und betend durch das Haus ziehenden Familienmitglieder machen Gemeinschaft emotional begreifbar und demonstrieren Zusammengehörigkeit. Verstärkt wird das Gefühl von Geborgenheit und Zutrauen, weil dieses Ritual die Wohnung von widrigen Einflüssen reinigt und zugleich Liebe und Sinnlichkeit neue Impulse erhalten. Die betende Familiengemeinschaft wird vom Rauch des verbrennenden Weihrauchs eingehüllt und dadurch aus dem Alltag sichtbar herausgehoben in neue Sphären. Dieses Geschehen signalisiert: Diese Familie wird von Energien umgeben, die geheimnisvoll über die sichtbare und erlebbare Gemeinschaft hinausreichen.

Die dargestellten obligatorischen Elemente des Hausausräucherns lassen sich auch erweitern und ausbauen. So können beispielsweise vorher Eltern mit ihren Kindern Kronen basteln, die während des Rituals getragen werden. So schreiten geradezu wie die Könige aus dem Morgenland durchs Haus.

Feuer und Rauch laden ein, mit sinnlichen und meditativen Übungen zu experimentieren. Aus Japan stammt die Anregung “Nach dem Rauch zu lauschen” . Auf den brennenden Kohlen werden verschiedene Kräuter gelegt und die Eltern mit ihren Kindern versuchen herauszubringen, nach welchem Kraut es duftet. Die Düfte können auch in Farben und Klängen beschrieben werden, daher der Ausdruck: Nach dem Rauch lauschen (1).

Für Kinder im Vorschulalter ist allein das Verbrennen des Weihrauchs faszinierend. So können, bevor sich die Prozession durch das Haus bewegt, mit den Kindern Experimente durchgeführt werden; beispielsweise ein Weihrauchkörnchen auf die Kohle legen und schauen, wie es brennt und raucht. Dann einen ganzen Teelöffel voll. Weiterhin kann Weihrauch ins Räuchergefäß eingelegt werden und dann das Gefäß geschwungen werden. Wie verhält sich dann der Rauch? Natürlich möchte jedes Kind einmal selbst Weihrauch einlegen dürfen.

Noch ein abschließender Praxistipp: Wem die rauchgeschwängerten Räume zu intensiv oder zu penetrant nach Weihrauch riechen, der sollte nach dem Ritual kurz alle Räume lüften. Dann bleibt anschließend ein feiner und äußerst sensibler Hauch eines Weihrauchduftes zurück (2). Übrigens kann dieses Ritual des Hausausräucherns auch beim Einzug in ein neues Haus oder beim Einzug in eine neue Wohnung durchgeführt werden.

Quellen

(1) Schmidt, A.: Räucherrituale für sinnliches Wohlbefinden, München 2005, S. 36.

(2) Ebd. S. 60.
 

Literatur

  • Bieger, E.: Das Kirchenjahr zum Nachschlagen. Entstehung – Bedeutung – Brauchtum, Kevelaer 1997.
  • Kinkele, T.: Räucherstoffe und Räucherrituale. Kraftvolle Rituale und duftende Botschaften. Das Handbuch für die Räucherpraxis, Aitrang 2002.
  • Kirchhoff, H.: Christliches Brauchtum, München 2004
  • Reckinger, F.: Gott begegnen in der Zeit. Unser Kirchenjahr, Paderborn 1986.
  • Schmidt, A.: Räucherrituale für sinnliches Wohlbefinden, München 2005
  • Wollner, F.: Räucherwerk und Ritual, Lemgo 1996.

Weitere Beiträge des Autors hier in unserem Familienhandbuch

Autor

Michael Schnabel war wissenschaftlicher Angestellter am
Staatsinstitut für Frühpädagogik

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Erstellt am 28. Oktober 2005, zuletzt geändert am 11. Juni 2012
 

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